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Gesundheitscheck für Freiwillige der irakischen Armee in Bagdad.

Foto: REUTERS/Ahmed Saad

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In den vergangenen Tagen haben sich viele Iraker freiwillig für die Armee gemeldet.

Foto: AP Photo/Karim Kadim

Bagdad/Washington - Im Irak sammeln sich Regierungstruppen nördlich von Bagdad, um die Kämpfer der radikalislamischen Gruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS) aufzuhalten. Ein enger Mitarbeiter des Ministerpräsidenten Nouri al-Maliki sagte am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters, die Regierung bereite einen Gegenschlag vor, nachdem es gelungen sei, die ISIS-Kämpfer zu stoppen. Die Front verläuft derzeit in der Region um die Stadt Samara rund 100 Kilometer nördlich von Bagdad.

Im irakischen Fernsehen forderte der Provinzgouverneur Abdullah al-Jibouri von den Truppen, die Provinzhauptstadt Tikrit zurückzuerobern. Nach seinen Worten hat die Regierung im Raum Samara rund 50.000 Soldaten zusammengezogen. Unklar war auch am Freitag die Lage in der Raffinerie Baiji. Offenbar konnten sich Teile der Regierungstruppen in der ausgedehnten Anlage halten, die seit Tagen von ISIS-Kämpfern angegriffen wird.

ISIS besetzt ehemalige Chemiewaffenfabrik

Die Jihadisten haben nach Angaben der USA die einstige Chemiewaffenfabrik besetzt, in der der Ex-Machthaber Saddam Hussein Giftgas herstellen ließ. Die ISIS habe den Komplex Al-Muthanna besetzt, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki, am Donnerstag.

Allerdings ging Psaki nicht davon aus, dass die ISIS in der Lage ist, dort Chemiewaffen zu produzieren, weil das dort lagernde Material veraltet ist. Der Komplex liegt rund 70 Kilometer nordwestlich von Bagdad.

Senfgas und Sarin

Seit Anfang der 1980er-Jahre waren dort nach Angaben des US-Geheimdiensts CIA Chemiewaffen wie Senfgas und das Nervengas Sarin produziert worden. Während des Iran-Irak-Kriegs wurde das Chemiewaffenprogramm ausgebaut, 1987 produzierte die Anlage laut CIA 209 Tonnen Sarin, 1988 waren es 394 Tonnen. Den Angaben zufolge wurde die Anlage nach dem ersten Golfkrieg geschlossen. Anfang der 1990er-Jahre wurden dort die Maßnahmen des Irak zur Zerstörung seiner Chemiewaffenbestände überwacht.

Psaki erklärte, die USA seien bei jeder Einnahme militärischer Anlagen durch die ISIS besorgt. Jedoch gehe man nicht davon aus, dass die Anlage militärisch relevantes Material für chemische Waffen beherberge. "Und es wäre sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, das Material sicher wegzubewegen."

Mehr als eine Million auf der Flucht

Die Kämpfe im Irak haben nach UN-Angaben mehr als eine Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Zu 500.000 Vertriebenen aus der westlichen Anbar-Provinz sind seit Beginn der Isis-Offensive eine halbe Million Menschen aus dem nördlichen Mossul sowie Zehntausende aus dem Osten hinzugekommen.

Um die Flüchtlinge zu versorgen, würden insbesondere Hilfslieferungen in die Kurdenregion im Nordirak verstärkt, teilten UN-Hilfsorganisationen am Freitag in Genf mit. (APA, 20.6.2014)