Melk - Oben oder unten - das ist die Frage. In Fritz Langs Stummfilm Metropolis sagt die Raumsituation schon viel über das Schicksal der Menschen aus. Franzobel hat aus Langs Film eine Bühnenfassung für die Sommerspiele Melk gemacht, die in der Regie von Alexander Hauer uraufgeführt wurde.

Schon die Bühne (Daniel Sommergruber) macht deutlich, was hier gespielt wird. Unterirdisch (nämlich in Versenkungen in der Bühne) hausen die Arbeiter. In strenger Choreographie halten sie die Maschinen am Laufen, und ihre synchronen Bewegungen und Äußerungen machen klar: Sie selbst sind die Maschine. Über der Bühne ragt eine Plattform auf. Hier, am "Turm der Macht", steht mit stolzem Blick Andreas Patton als Herrscher Joh Fredersen.

In der Mitte, auf den Bühnenbrettern selbst, begegnet Fredersens Sohn Freder (Julian Loidl) Maria (Ivana Rauchmann) und verliebt sich heillos. Er folgt ihr in die Unterstadt und es folgt das alte Spiel: der Kampf zwischen dem Wunsch nach Gerechtigkeit und dem Streben nach Profit. Fredersen bringt den Wissenschafter Rotwang (Christian Preuss) dazu, eine Maschinenfrau mit Marias Antlitz zu schaffen, um durch sie die Arbeiter noch tiefer ins Elend zu zwingen und die Ordnung zu erhalten.

Es kommt anders. Bis zum actionreichen Showdown entbrennt ein Kampf der Archetypen: Fredersen als alternder König, Freder als jugendlicher Held/Liebhaber. Rotwang ein Verrückter, dem seine wissenschaftliche Vernunft mehr gilt als jedes Leben. Und schließlich die doppelte Maria, Heilige als Mensch, Hure als Maschine, und in Summe kaum mehr als eindimensionale Projektionsfigur. Herausragend: Kajetan Dick als Arbeiter Györgi, der als fressender, saufender Wirtshausprophet ("Nahe sind die Tage!") von der Hure Babylon kündet.

Es ist eine konventionelle Inszenierung, jedoch eine, die ihren Zweck erfüllt: zeitlose Gesellschaftskritik unterhaltsam und mitreißend auf die Bühne zu bringen. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 20.6.2014)