Üben alleine reicht nicht, um Berufsmusiker zu werden

Foto: dps/Marcus Führer

Fast alle Schüler des Musikgymnasiums Wien wollen anfangs Berufsmusiker werden und ihr Hobby zum Beruf machen - gegen Ende ihrer Schullaufbahn sind es nur noch wenige, die reale Chancen darin sehen. Im Rahmen einer Schülerradiosendung mit den „Medianauten“ beschäftigte sich eine 8. Klasse mit diesem Thema.

Dass Üben alleine nicht reicht, wissen alle angehenden Musiker. Oftmals ist es eine reine Glückssache, ob man es schafft, oder nicht: Zwischen allem und nichts ist nur ein kleiner Unterschied.

Sein Instrument zu beherrschen sei ein wichtiger Teil, weiß Richard Böhm, Musiklehrer am Musikgymnasium. Genauso wichtig seien aber auch Kontakte, und schlicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Richard Böhm widmete sich nach der Matura zunächst Sprachstudien, entschied sich dann aber doch für die Musik und studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Hunderte Mitbewerber

Kann man sich zu jenen Glücklichen zählen, die die Aufnahmeprüfung für ein Studium an der  Universität für Musik und darstellende Kunst oder am Konservatorium zu bestehen, bleibt immer noch die große Frage, was nach dem Studium geschieht. Auch in größeren Orchestern ist es keine Seltenheit, dass sich für Aushilfsstellen mehrere hundert Musiker bewerben, obwohl die Bezahlung so schlecht ist, dass sie damit vielleicht gerade einmal ihre Miete bezahlen können. Selbst seltene Instrumente wie Kontrabass, Oboe oder Fagott garantieren niemandem eine fixe Stelle, in besonders schlimmen Fällen leben manche Musiker sogar ohne Heizung.  Auch als Musiklehrer sollte man sich seinem Erfolg nicht zu sicher sein, da seltenere Instrumente auch häufig seltener unterrichtet werden.

„Ein Problem ist, dass viele Theater zurzeit einfach geschlossen werden. Theater erhalten weniger bis gar kein Geld mehr, die ganze Kunstszene wird weniger gefördert“, so die Schauspielerin Michaela Schausberger, die ihr Studium am Max Reinhardt Seminar absolviert hat. Sie hat sich schon früh mit Schauspiel, Musical und Musik beschäftigt, doch die Entscheidung, diese auch zu ihrem Beruf zu machen, fiel erst, als sie mit professionellen Schauspielern zusammenarbeitete und merkte, dass sie auch den Willen dazu hatte. Trotz einiger Rückschläge gab ihr das Schauspiel an sich immer wieder neuen Mut, ihren Traum auch wirklich umzusetzen.

Kein Fixgehalt

Geld stellt in dieser Branche ein besonders großes Problem dar. „Es gibt hier keine 14 Gehälter und auch kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld“, erzählt der Schauspieler Holger Schober. Er wollte immer schon Schauspieler werden, obwohl er nach der Matura für kurze Zeit zwei Lehramtsstudien für Deutsch und Englisch begonnen hat. Nach wenigen Wochen wandte er sich aber wieder dem Schauspiel zu.

Auch die Familienplanung kann unter den Bedingungen eines Künstlerischen Berufes leiden. Neben dem Risiko, durch eine Schwangerschaft und eine anschließende Karenz seine Stelle zu verlieren, spielt auch hier Geld wieder eine große Rolle. Mit Kindern wird es ohne fixes Gehalt zunehmend schwieriger, weiß Holger Schober. Auch der Alltag muss in allen Details ständig neu strukturiert und geplant werden: vom Transport der Kinder zum Kindergarten bis zur Abholung vom Hort.

Trotz all der möglichen Nachteile und Schwierigkeiten, die ein Musikerleben mit sich bringen kann, sind einige Schüler entschlossen, eine Karriere in dieser Branche anzustreben. Bereits aus einem Briefwechsel Rainer Maria Rilkes mit einem Autor stammt ein schönes Zitat, welches in die Radiosendung eingebaut wurde: „Fragen Sie sich in der stillsten Stunde Ihrer Nacht: Muss ich schreiben? Graben Sie in sich nach einer tiefen Antwort. Und wenn dieser zustimmend lauten sollte, wenn Sie mit einem starken und einfachen „Ich muss“ dieser ernsten Frage begegnen dürfen, dann bauen Sie Ihr Leben nach dieser Notwendigkeit (…)“ (derStandard.at, 19.6.2014)

Radiosendung des Musikgymnasiums