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Schüler Thomas Kroißenbrunner: "Innerhalb weniger Monate hat sich ein völlig neues Körpergefühl entwickelt."

Foto: dpa/Jan-Philipp Strobel

Als Vegetarier, dessen Körper sich im Wachstum befindet, ist man oft einiger Kritik ausgesetzt – letztlich sogar beim Arzt.

Als ich mich dazu entschloss, auf Fleisch zu verzichten, wollte ich lediglich gesünder leben. Den ethischen Aspekt der fleischlosen Ernährung habe ich unberücksichtigt gelassen. Mit der Zeit aber begann ich, auch auf andere tierische Produkte, wie Milch, Käse, Joghurt oder Eier zu verzichten. Das fiel mir alles andere als schwer, denn Mandelmilch schmeckt ohnehin viel besser als echte Milch, und Eier liefern außer Eiweiß eh nichts.

Doch damit lag ich ganz schön falsch, wie mir neulich ein Besuch beim Arzt gelehrt hat. Als „ober-intellektuelle, gesundheitsbewusste Menschen“ bezeichnete er Veganer, und seine Ironie dabei war kaum zu überhören. Zudem klärte er mich auf, dass das Vitamin B12 ausschließlich in tierischen Produkten vorkommt. All das veranlasste mich schließlich dazu, doch mindestens dreimal pro Woche Joghurt zu essen, um einen B12 Mangel vorzubeugen – schließlich steht ja die Gesundheit im Vordergrund.

Meine Eltern waren von Anfang an begeistert von meinem neu gefundenen Sinn für gesunde Ernährung. Die einzige Sorge meiner Mutter blieb darauf beschränkt, dass sie nun zwei verschiedene Gerichte von Tag zu Tag zubereiten muss. Ich konnte sie allerdings beruhigen, denn schon in den ersten Tagen fand ich ein neues Hobby, welches auch jetzt, beinahe acht Monate nach dieser Entscheidung, noch viel meiner Freizeit beansprucht: Kochen. Mit ein Anlass war auch, dass ich Speckwürfel in den vegetarischen Gerichten meiner Mutter gefunden habe.

Allerdings bin ich über die Unterstützung meiner Eltern heilfroh, ohne welche es mir wohl kaum möglich wäre mich ruhigen Gewissens zu ernähren, und so ist diese lästige Arbeit ein Kompromiss, den ich gerne eingehe.

Glücklich, sportlich, selbstbewusst

Eine weitere positive Entwicklung meiner geänderten Essgewohnheiten, war, dass ich lernte auf Dinge, von denen ich zuvor regelrecht besessen war, zu verzichten. So hörte zum Beispiel auch mein übermäßiger Süßigkeitenkonsum auf. Auch in anderen Lebensbereichen verzichte ich oft nun bewusst auf Dinge, die nicht unbedingt brauche. Beim Einkaufen kann das beispielsweise enorme Vorteile haben!

Alles in allem ist der Vegetarismus eine der besten Entscheidungen meines bisher noch kurzen Lebens. Ich bin seitdem allgemein glücklicher, sportlicher und selbstbewusster. Innerhalb weniger Monate hat sich ein völlig neues Körpergefühl entwickelt, ich bin konzentrierter bei gewissen Dingen, und die paar Speckkilos, die ich zu viel hatte purzelten im Nu.

Auch meinen Freunden und Schulkameraden, die vorher noch den Kopf schüttelten ob meiner Ernährung, blieb mein neues Selbstbewusstsein nicht unbemerkt. (Thomas Kroißenbrunner (17), derStandard.at, 19.6.2014)