Berchtesgaden - Die dramatische Rettungsaktion in der Riesending-Schachthöhle bei Berchtesgaden ist kurz vor dem Ziel. Die Bergwacht rechnete am Mittwochabend damit, dass der verletzte Höhlenforscher Johann Westhauser in der Nacht zum Donnerstag den Ausgang erreicht - fast zwei Wochen nach dem Unglück vom Pfingstsonntag.

"Wir gehen von einem Zeitfenster zwischen 22 Uhr und den frühen Morgenstunden aus", sagte ein Sprecher. Das Rettungsteam komme gut voran. Westhauser sei gesundheitlich weiterhin stabil. Die Retter ließen daher das Biwak 1 am Mittwoch aus und legten an einer anderen Stelle eine Pause ein.

Am späten Abend wollten sie den Patienten einen 180-Meter-Schacht hochziehen - nur mit Muskelkraft, denn der Einsatz einer Motorseilwinde wäre zu riskant. Jede Erschütterung kann für den 52-Jährigen gefährlich sein. Retter wollten sich als Gegengewichte ins Seil hängen und die rund 100 Kilogramm schwere Trage nach oben ziehen - Pendelzug nennt sich die Methode. Anschließend stand dem Rettungstrupp mit der sperrigen Trage noch ein enger, verwinkelter Schacht bevor.

Am Höhlenausgang am Untersberg in 1.800 Metern Höhe bereiteten sich die Retter auf die Ankunft des Patienten vor. Ärzte und Hubschrauber standen bereit. Am Mittwochabend hatte der Bergungstrupp noch 380 Höhenmeter zu überwinden.

Westhauser hatte am Pfingstsonntag bei einem Steinschlag in 1.000 Metern Tiefe ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Seit vergangenem Freitag wird der Forscher, der die Riesending-Höhle bei Berchtesgaden seit Jahren erkundet hatte, von einem internationalen Rettungsteam aus der Höhle transportiert.

Bei einer Ruhepause in etwa 400 Metern Tiefe betreuten am Mittwochvormittag eine italienische Ärztin, ein österreichischer Arzt und ein Rettungssanitäter den Verletzten. Sie nahmen alle medizinischen Checks vor, um ihn auf die letzte Etappe vorzubereiten.

In der Nacht zum Mittwoch war erneut die Mannschaft ausgewechselt worden - das internationale Helferteam arbeitet bis an den Rand der Erschöpfung. Etwa 20 kroatische Höhlenretter entlasteten am Mittwoch das italienische Team. Insgesamt waren weiter 60 bis 70 Helfer in der Höhle - während der Verletzte rastete, bauten sie den Weg nach oben weiter aus. (APA, 18.6.2014)