Formale Maßnahmen gegen Cybercrime wurden auch in heimischen Unternehmen gesetzt, für ihr eigenes Unternehmen sehen die meisten befragten Führungskräfte allerdings wenig Gefahr.

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Weltweit fällt ein beunruhigend hohes Maß an Betrug, Bestechung und Korruption auf. Fast 40 Prozent aller Befragten geben an, dass Bestechung und Korruption im eigenen Land weitverbreitet sei.

Das dadurch gezeichnete Bild einer wachsenden Korruption in zahlreichen Ländern deutet darauf hin, das Management und Vorstände sowohl mit altbekannten als auch mit neuen Gefahren wie beispielsweise der Internetkriminalität konfrontiert sind. Das sind Ergebnisse der Ernst-&-Young-Studie zu "Global Fraud", für die mehr als 2700 Führungskräfte aus 59 Ländern - darunter Finanzvorstände, Compliance- und Rechts-Verantwortliche sowie Leiter der internen Revision - befragt wurden.

Umsetzungsfragen

Heimische Unternehmen hätten in den vergangenen zwei Jahren die richtigen, formalen Maßnahmen gesetzt, heißt es darin. Fast neun von zehn der befragten Unternehmen haben Antibestechungs- und Antikorruptionsrichtlinien implementiert.

Zudem sind in 66 Prozent der Betriebe bei einem Verstoß gegen diese Richtlinien Sanktionen vorgesehen. Erfreulich sei "das enorme Bekenntnis" des Topmanagements: 96 Prozent geben an, dass die höchste Führungsebene in ihrem Unternehmen klar hinter den besagten Richtlinien steht. Der nächste Schritt müsse nun sein, die implementierten Regelungen und Grundsätze in die Praxis umzusetzen. "Das erfordert Mut und auch die Bereitschaft, im Extremfall auf ein Geschäft zu verzichten", so Ernst & Young.

Trotz des globalen Konsenses über die große Bedrohung, die von Internetkriminalität ausgeht, sieht fast die Hälfte der Befragten darin nur ein geringes oder gar sehr geringes Risiko für ihr eigenes Unternehmen.

In Österreich sind die Gefahren den Führungskräften sogar noch weniger bewusst: Mehr als fünf von zehn Befragten stufen das davon ausgehende Risiko als sehr oder recht gering ein. Die größten Sorgen machen den einheimischen Befragten Hacker (46 Prozent).

Vorstände aufgerufen

Durch das unzureichende Bewusstsein der Vorstandsebene für mögliche Risiken könnten die Schwierigkeiten noch weiter verstärkt werden. Die globale Befragung zeige, dass Vorstände weniger oft an Antikorruptions- und Antibestechungs-Trainings teilnehmen als ihre Teams und auch weniger häufig an Risikobeurteilungen mitwirken.

Diese Zahlen seien alarmierend, weil gerade die Führungsebene regelmäßig in Situationen komme, in denen ihre Integrität gefordert ist: Sieben Prozent der globalen Umfrageteilnehmer geben an, dass sie bereits einmal dazu aufgefordert wurden, Bestechungsgeld zu zahlen.

Immerhin sechs Prozent der Befragten sehen geschönte Finanzergebnisse als gerechtfertigt, wenn diese einem Unternehmen helfen, einen wirtschaftlichen Abschwung zu übertauchen.

"Vor allem in Hinblick auf das Risiko, dass das Management Finanzkontrollen übergeht, sind diese Ergebnisse über die Integrität der Führungsebene ernst zu nehmen. Eine stärkere Verbundenheit des Aufsichtsrates mit seinen Führungskräften würde dazu beitragen, dass der Aufsichtsrat über das Gesamtbild des Unternehmens besser informiert ist.

Gerade weil zahlreiche Behörden zusätzliche Mittel zur Verfolgung von Finanzbetrug einsetzen und auch immer häufiger mit Behörden anderer Länder kooperieren, ist noch nie mehr auf dem Spiel gestanden", warnt Andreas Frohner, Partner und Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services.

Aufsichtsräte sollten daher ihr Management entsprechend anleiten, ihre Methoden zur Datenauswertung für die Verbesserung der Compliance einzusetzen. (red, DER STANDARD, 14.6.2014)