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Die Strukturanalyse zeigt wenig überraschend ein vielschichtig dichtes Passnetzwerk auf deutscher und ein vergleichsweise reduziertes Beziehungsgefüge auf portugiesischer Seite. Mit der frühen Führung im Rücken entfalteten die Deutschen ihren auf vertikalen Ketten fußenden Stil, etwa Hummels-Lahm-Kroos-Götze, in Kombination mit der beständig rotierenden Offensive Özil-Müller-Götze.

Wie im Vorfeld angekündigt, setzte Trainer Löw im Unterschied zu den vorangegangenen Turnieren auf diese „postmoderne“ Variante im Angriff. Die Position des Mittelstürmers spaltet sich dabei gewissermaßen in eine multiple Offensive mit situationsbezogener Rollenverteilung vor dem und im Strafraum. Ablesen lässt sich dieses Phänomen auch in der Darstellung der Zweikämpfe. Während sich Götze noch am ehesten auf ein unmittelbares Gegenüber (Pereira) zurechnen lässt, bildete vor allem Müller ein Aktivitätszentrum mit vielschichtigen Beziehungen zur gegnerischen Defensive.

Gegen schwerfällige und mehr als eine Halbzeit dezimierte Portugiesen reichte es, das permanente Changieren auf kurze Phasen zu beschränken. Sonst vollzog das zentrale Mittelfeld mit Lahm, Kroos und Khedira solide Dominanzverwaltung, indem es den Ball der gegnerischen Nutzung durch kontrolliertes Kreiseln weitgehend entzog.

Das portugiesische Netzwerk leidet nicht zuletzt aufgrund des frühzeitigen Ausschlusses von Pepe und der dadurch bedingten taktischen Umstellung an auffälligen Mangelerscheinungen. Wohl bildeten sich ansatzweise Dreiecke an den Flügeln und ein scheinbar dominantes Offensivmuster zwischen Moutinho, Ronaldo und Nani. Daraus resultierte jedoch kaum ein Spielfluss, der robust genug gewesen wäre. Die notorischen Rackerer Mereiles und Moutinho wurden von Kroos, Lahm und Khedira zweikampftechnisch gebunden und konnten deshalb kaum Impulse in die Offensive tragen. Dort schwerenöterten die Künstler Ronaldo und Nani an den Flanken vor sich hin, während Eder sich fleißig, aber doch erfolglos an der Sonderbewachung durch die deutsche Innenverteidigung abarbeitete. (Helmut Neundlinger / Umsetzung für derStandard.at: Florian Gossy und Markus Hametner, 17.6.2014)