Ein Ort, an dem man "das Leben im Freien genießt": Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou schreibt dem Südtiroler Platz in Wien eine Repräsentationsfunktion zu.

Foto: zwoPK/cy architecture

Grüne Inseln, Lichtskulpturen, Trinkbrunnen und eine Begegnungszone soll es am Südtiroler Platz nach der Umgestaltung geben.

Grafik: zwoPK/rockdesign

Wien - Sie empfinde große Freude, sagt Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne). Leo Plasch, roter Bezirksvorsteher des vierten Wiener Gemeindebezirks, setzt noch eines drauf: Er sei sogar "hellauf begeistert".

Grund für die Euphorie der beiden Stadtpolitiker sind die Pläne für die Neugestaltung des Südtiroler Platzes - jenes Areals also, das Bahnreisende als Erstes erblicken werden, wenn sie künftig die Hallen des Hauptbahnhofs verlassen.

Als "Eingangstor zur City" bezeichnet die grüne Vizebürgermeisterin Vassilakou den zentralen Bahnhof (das Gebäude soll im Dezember 2014 eröffnet werden) und spricht dem Südtiroler Platz dementsprechend eine Repräsentationsfunktion zu. Er sei aber stattdessen ein Ort, der jetzt noch ein "Schattendasein" fristet, der "nicht so recht funktionieren will" und der bei Planungen in der Vergangenheit vergessen worden sei.

Begegnungszone Teil der Neugestaltung

Das soll nun mit grünen Inseln, Lichtskulpturen, Trinkbrunnen, Sitzgelegenheiten und einer kleinen Begegnungszone geändert werden. Geht es nach dem Bezirk, soll auch eine Fahrspur eingespart und der Taxistandplatz verlegt werden. Man befinde sich bereits in Gesprächen mit der Taxifahrerinnung, sagt Plasch. Die Verkehrssituation sei derzeit "überzogen". Einen Stau wolle man aber nicht verursachen. Man werde auch auf den angrenzenden zehnten Bezirk Rücksicht nehmen. „Die jetzigen Vorschläge sind nicht in Stein gemeißelt“, sagt der Bezirksvorsteher von Wieden.

Gestaltung um den Hauptbahnhof

Kritiker meinen, dass eine übergreifende Gestaltung des gesamten Stadtteils um den Hauptbahnhof besser gewesen wäre. Vassilakou sieht darin kein persönliches Versäumnis: Auf die Vergangenheit habe sie keinen Einfluss. "Wir reagieren auf das, was bisher nicht passiert ist", sagt auch Plasch.

Die Erwähnung der Begegnungszone sorgt bei der grünen Stadträtin für besondere Begeisterung. Die soll in der Schelleingasse zwischen Favoritenstraße und Graf-Starhemberg-Gasse entstehen, wo sich derzeit nicht einmal ein richtiger Gehsteig befinde.

Überhaupt klingt es fast utopisch, wenn die Stadträtin den zukünftigen Südtiroler Platz beschreibt: Er soll ein Ort werden, an dem man "gern verweilt", wo man "das Leben im Freien genießt" - ein "verlängertes Wohnzimmer" für Anrainer. Sogar der starke Verkehr spiele keine Rolle mehr, wenn der Platz selbst genug "Aufenthaltsqualität" habe.

Vassilakou und Plasch: Kosten "in der Nähe der Million"

Das seien auch die "leichten, aber nicht einfach zu erreichenden" Vorgaben der Projektausschreibung gewesen: Aus sechs internationalen Teilnehmergruppen wurde die Kooperation der Landschaftsarchitekten zwoPK und dem Künstler Michael Sailstorfer als Sieger ausgewählt. Die Jury setzte sich unter anderem aus Architekten, Landschaftsplanern, einer Bürgerin und dem Bezirksvorsteher Plasch zusammen.

Die Kosten für das Projekt wollten Vassilakou und Plasch nicht verraten. Diese werden erst mit der Detailplanung (also 2015) fixiert. Sie werden sich aber laut Vassilakou in einem "niedrigen siebenstelligen Bereich" und "in der Nähe der Million" bewegen. Die Stadt Wien wird 80 Prozent der Gesamtsumme finanzieren. Der Rest entfällt auf den Bezirk. Die Umsetzung könnte schon im Sommer 2015 - rechtzeitig vor der Gemeinderatswahl - beginnen. (Christa Minkin, DER STANDARD, 18.6.2014)