Bild nicht mehr verfügbar.

Etwa 50 Menschen starben im Dezember 2010 vor der Weihnachtsinsel.

Foto: EPA/STF AUSTRALIA AND NEW ZEALAND OUT

Sydney - Die Angehörigen von Flüchtlingen, die im Dezember 2010 bei einem Schiffsunglück vor der Weihnachtsinsel ums Leben gekommen waren, verklagen die australische Regierung. Der Menschenrechtsanwalt George Newhouse erklärte am Dienstag, er habe im Namen von acht Opferfamilien beim Obersten Gericht des Bundesstaates New South Wales Klage eingereicht.

Die Behörden hätten "gewusst oder hätten wissen müssen", dass damals "ungeschützte Männer, Frauen und Kinder in einem Sturm auf hoher See waren". Dennoch hätten sie nur "unzureichende Schritte" unternommen, um den Menschen zu helfen.

Vor Weihnachtsinsel

Bei dem Unglück war ein Fischerboot mit fast 100 irakischen, kurdischen und iranischen Asylsuchenden bei starkem Seegang gekentert. Etwa 50 Menschen kamen bei dem Drama vor der Weihnachtsinsel ums Leben. Diese liegt in der Nähe von Indonesien, gehört aber zu Australien. Die Bootsinsassen wollten in Australien Asyl beantragen. Auf der Weihnachtsinsel befindet sich das zentrale Asylbewerberheim Australiens.

Nach Angaben von Newhouse waren die ausgesandten Schiffe nicht mit der nötigen Rettungsausrüstung ausgestattet - obwohl klar war, dass das Flüchtlingsboot in Seenot war. Von den Schreien der Opfer geweckt, waren damals Inselbewohner mit Schwimmwesten ans Ufer geeilt und hatten versucht, den Flüchtlingen zu helfen. Deren Boot trieb noch etwa eine Stunde lang auf dem offenen Meer, nachdem der Motor ausgefallen war. Dann wurde das Boot an den Felsen zerschmettert. 50 Menschen starben, 42 konnten gerettet werden.

Gegen "Fahrlässigkeit" der Behörden

Der australische Einwanderungsminister Scott Morrison verurteilte das juristische Vorgehen der Opferfamilien. Deren Ansinnen sei "schändlich und beleidigend". "Das ist so, als ob jemand, der vor einem Feuer gerettet wurde, die Feuerwehr verklagt", sagte Morrison am Dienstag vor Journalisten.

Die Organisation Refugee Action Coalition erklärte dagegen, der Minister kenne offenbar den Fall nicht. "Die Familien verklagen nicht die Marine oder die Rettungskräfte von damals", erklärte der Sprecher Ian Rintoul. Es gehe um die "Fahrlässigkeit" der Behörden und den "vollständigen Mangel an Vorbereitung oder adäquaten Rettungsmitteln auf der Weihnachtsinsel, mit denen die Tragödie hätte verhindert werden können".

Hunderte Flüchtlinge kamen auf dem gefährlichen Seeweg nach Australien bereits ums Leben. Im letzten halben Jahr erreichte kein Boot mehr sein Ziel, weil die Schiffe gemäß der umstrittenen Asylpolitik noch auf dem Meer zur Umkehr gezwungen werden. Flüchtlinge werden in Lagern auf dem Inselstaat Nauru und der Insel Manus in Papua-Neuguinea untergebracht. Selbst wenn ihren Asylanträgen stattgegeben wird, dürfen sie nicht nach Australien kommen. Die Zustände in den Aufnahmelagern werden von Flüchtlingshilfswerken scharf kritisiert. (APA, 17.6.2014)