Der Pionier der improvisierenden Moderne, Vinko Globokar, kommt ins Porgy & Bess.

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Wien - "Er ist respektlos und rotzig geblieben, ein Außenseiter, im Grunde ein Punk." Von nicht vielen beinahe 80-Jährigen wird in Tönen wie diesen gesprochen. Daniel Riegler fasst so seine Wertschätzung für Vinko Globokar in Worte, den französischen Komponisten und Improvisator slowenischer Abstammung, der Ende der 1960er mit dem Ensemble New Phonic Art Geschichte schrieb.

Mit diesem nähert er sich aus der Perspektive der zeitgenössischen Musik, ohne jazzidiomatische Anleihen, der freien Improvisation an. Als Posaunist entwickelte Globokar zudem neue Spieltechniken und brachte Werke von Stockhausen, Kagel und Berio – einem seiner Lehrer – zur Uraufführung. Riegler, der steirische Wahl-Wiener, erlebte Globokar schon als 13-Jähriger bei einem Grazer Workshop. Er hat nun, 24 Jahre danach, mittlerweile bekannt als Mitbegründer der Jazzwerkstatt Wien wie auch als im Klangforum beschäftigter Posaunist, quasi zu ihm zurückgefunden.

Die 2005 von Riegler initiierte Formation Studio Dan, die seither mit sympathischer Offenheit zwischen den Polen Jazz-Bigband und zeitgenössisches Kammerorchester pendelt, widmet sich ab Dienstag, im Rahmen einer vierteiligen Reihe in der Strengen Porgy-Kammer Globokars Individuum - Collectivum, einer Sammlung von Modellen für Gruppenimprovisation. Dies geschieht in wechselnder Quintettbesetzung. Nur zum Abschluss (am 10. Juli) wird Studio Dan in voller, 15-köpfiger Orchesterbesetzung auf der Porgy-"Hauptbühne" antreten. Als Gäste sind Matthias Muche, Bertl Mütter, Isabelle Duthoit sowie Hannes Löschel geladen, die sich auch mit Stockhausen, Berio u. a. auseinandersetzen. Am 1. Juli – sechs Tage vor seinem 80. Geburtstag – wird der aus Paris anreisende Globokar persönlich mitmischen. (Andreas Felber, DER STANDARD, 17.6.2014)