Wien - Die Beziehungen zwischen Kroatien und dem ungarischen Mineralölkonzern MOL stehen auf dem Prüfstand, nachdem am vergangenen Freitag das Korruptionsurteil gegen Kroatiens Ex-Premier Ivo Sanader rechtskräftig wurde. Sanader hat im Jahr 2009 laut Urteil 10 Mio. Euro Schmiergeld mit MOL vereinbart und 5 Mio. erhalten. Dabei hätte die INA auch an die OMV gehen können, bedauerte am Montag die Zeitung "Jutarnji list".

Denn vor elf Jahren, als die Privatisierung der INA begann, soll die OMV laut einem Bericht der Zeitung im Rennen um die Sperrminorität (25 Prozent und eine Aktie) die MOL überboten haben. Das beweist angeblich ein auf den 11. Juli 2003 datierter Brief vom damaligen OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer, in dem er der kroatischen Regierung anbot, das Angebot von MOL in Höhe von 505 Mio. US-Dollar (damals 440 Mio. Euro) zu überbieten, sollte man sich für den österreichischen Energiekonzern entscheiden.

MOL-Chef weist illegale Handlung von sich

Wie das APA-Archiv zeigt, hatte sich die kroatische Seite an besagtem Datum offiziell schon für die MOL entschieden. Ursprünglich bot OMV 420 Mio. Dollar, so "Jutarnji list".

Ab Juni 2009 hielt MOL auf knapp 47,15 Prozent bei INA und sicherte sich auch die Führung, ohne die Aktienmehrheit zu haben. Das Korruptionsurteil gegen Ivo Sanader wird in Kroatien als Hinweis darauf gewertet, wie es zu dieser Vereinbarung gekommen sein könnte. MOL-Chef Zsolt Hernadi erwartet in Kroatien ebenfalls ein Korruptionsprozess. Weil er Sanader bestochen haben soll, wurde Hernadi kurzzeitig auch von Interpol gesucht. Hernadi wies bisher jegliche illegale Handlung von sich.

Derzeit hält MOL 49 Prozent an INA, die kroatische Regierung knapp 45 Prozent. Kroatiens Politiker hatten es den Ungarn bisher unmöglich gemacht, auch offiziell die Aktienmehrheit zu erlangen. (APA, 16.6.2014)