Wien - Jubiläen üben mitunter wohl einen lästigen Druck auf Kulturtempel aus - besonders, so dem zu Feiernden der Rang eines im Repertoire verankerten Etablierten zukommt. Nicht würdigen geht nicht. Würdigen mit den üblichen Werkmitteln erscheint redundant. Insofern ist es der Volksoper mit Richard Strauss' Feuersnot gelungen, an dessen 150. Geburtstag sinnvoll zu erinnern. Das Frühwerk ruht ja eher unangetastet im Archiv der Musikgeschichte; dessen Umsetzung dokumentiert jedoch eine frühe Entwicklungsphase des Komponisten durchaus spannend.

Trotz aller Wagner-Zitate ist diese Abrechnung - mit dem als spießig gezeichneten München - erkennbar Strauss. Die Geschichte über den stürmischen Jungzauberer Kunrad (den Maid Diemut demütigend zurückweist, worauf dieser Feuer und Lichter der Stadt ausgehen lässt) ist mit ihren Kinderchören, üppigen Monologen wie Schilderungen der bürgerlichen Moralenge, dramaturgisch noch behäbig unterwegs.

Immer wieder leuchten aus dem Orchester jedoch bereits die harmonischen Eigentümlichkeiten Strauss' auf. Und auch die jauchzenden Verdichtungen und Kulminationen, denen man später im Rosenkavalier begegnen wird, sind zu vernehmen. Es ist nicht zu sehen, aber die Musik macht es stürmisch sichtbar: Diemut (formidabel Kristiane Kaiser) lässt schließlich Kunrad (klangschön Dietrich Henschel) doch in ihr Kämmerlein, worauf selbiger die Stadtlichter wieder angehen lässt.

Dirigent Hans Graf animiert das Volksopern-Orchester zu prägnantem Spiel. Vereinen sich instrumentale und vokale Kräfte, wird es zwar ein bisschen gar opulent. In Summe aber eine gute Ensembleleistung. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 16.6.2014)