Den Unternehmergeist müssen die jungen Studierenden und Absolventen selbst mitbringen, aber in Sachen Rüstzeug für Gründungen sei an den Hochschulen noch Luft nach oben.

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Direkt nach Studienabschluss ist der Wunsch nach unselbständiger Tätigkeit größer als nach selbstständiger. Nur drei Prozent der Absolventen in Österreich wollen kurz nach Abschluss unternehmerisch tätig sein. Das geht aus der aktuellen internationalen Erhebung GUESS (Global University Entrepreneurial Spirit Students' Survey 2013), die Gründungsintentionen und -aktivitäten von Studierenden an Hochschulen erhoben hat, hervor.

Weltweit beteiligten sich über 100.000 Studierende aus 34 Ländern. Für Österreich führte die Studie die Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) durch. Insgesamt nahmen 4220 Studierenden von 23 österreichischen Universitäten und Fachhochschulen an der Online-Befragung teil.

Bei Gründungsausbildung ist Luft nach oben

Nach anfänglich verhaltendem unternehmerischen Engagement, so die Ergebnisse der JKU, zeige sich nach einigen Jahren Berufstätigkeit allerdings ein gänzlich anderes Bild: Fünf Jahre nach Studienabschluss wollen 22 Prozent der Befragten selbständig tätig sein.

Als Gründe für diese Karrierewahl nennen 51 Prozent der Studierenden den Grund "einen spannenden Beruf ausüben zu wollen" zuerst, gefolgt von "den eigenen Traum realisieren zu wollen" (41 Prozent). 28 Prozent nennen "Freiheit" und 22 Prozent "Unabhängigkeit" als wichtigste Motive.

Gründen im Team

Nach der Gründungskonstellation befragt, gaben 63 Prozent der Befragten an, im Team gründen zu wollen. Die Partner sollen dabei überwiegend aus dem universitären Umfeld und aus dem Freundeskreis außerhalb der Uni stammen, heißt es weiter.

Um Gründungen, respektive Gründungsabsichten auf lange Sicht betrachtet zu fördern und zu unterstützen, sehen die Studienautoren der JKU, für die Gründungsausbildung (Entrepreneurship Education) an Hochschulen noch reichlich Ausbaupotenzial.

Nur 16 Prozent der befragten Studierenden haben an ihrer Hochschule eine oder mehrere Veranstaltungen zum  Thema Unternehmensgründung besucht, so die Studienautoren. 2,6 Prozent studieren Entrepreneurship als Vertiefungs- oder Spezialisierungsfach. Am weitesten verbreitet sei die Gründungsausbildung im Bereich der Wirtschaftswissenschaften.

Früh coachen und beraten unterstützt langfristig

Norbert Kailer, Professor an der JKU: "Praxisorientierte Lehre unter Einbeziehung von Unternehmern und Gründungshelfern sowie hochschulübergreifende Netzwerk-Aktivitäten sind wichtige Erfolgsfaktoren." Die Studie zeige, dass gerade der Kontakt zu unternehmerisch bereits aktiven Studierenden und jüngeren Absolventen und Absolventinnen besonders motivierend sei, so Kailer weiter.

Langfristige Erfolge seien eher gegeben, wenn bereits bei der Zusammensetzung der Gründerteams beraten werde, frühzeitig Kontakte hergestellt werden können und rechtzeitig die Marktfähigkeit der Gründungsidee überprüft werden können, so der JKU-Professor abschließend.

Top-Branchen für die Gründung

Auf die Frage in welcher Branche gegründet werden wolle, antworteten 20 Prozent der Studierenden "in der IKT" (Informations- und Kommunikationstechnologie). 14 Prozent wollen im Gesundheitsbereich gründen, acht Prozent im Bereich Werbung/Marketing/Design sowie im Einzel- bzw. Großhandel, so weitere Studienergebnisse. Jeweils sieben Prozent planen im Tourismus, im Consulting, in Architektur/Ingenieurswesen sowie in Erziehung/Bildung ihr Unternehmen zu gründen. Unter den Studierenden, die bereits ein Unternehmen gegründet haben, seien die Branchenschwerpunkte ähnlich gelagert. (red, derStandard.at, 13.6.2014)