Den Drei- bis Achtjährigen werde nur rund 60 Minuten im Monat vorgelesen, sie würden aber im Durchschnitt 67 Minuten am Tag vor dem Fernseher sitzen, kritisierte Autor Folke Tegetthoff.

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"Ab Ende Juni wird Österreich zugepflastert" - Autor und Erzähler Folke Tegetthoff setzt ganz auf die Wirkung der 5.000 Plakate, die demnächst in Österreich flächendeckend für die Bedeutung des Vorlesens werben sollen.

Wie schlecht es derzeit darum bestellt ist, listete er am Freitag bei der Präsentation der Aktion trocken auf: Nur 60 Minuten werde pro Monat drei- bis achtjährigen Kindern durchschnittlich vorgelesen. Gleichzeitig sitzen diese Kinder pro Tag im Durchschnitt 67 Minuten vor dem Fernseher - mehrheitlich alleine. "Dies ist keine Brandrede gegen das Fernsehen", sagte Tegetthoff aber, sondern vielmehr "für die Kommunikation von Eltern und Kindern". Es herrsche dort eine "Sprachlosigkeit".

Mit Vorlesen gegen den Strom schwimmen

Mit der von ihm initiierten Plattform geschichtenbox.com soll sich dies grundlegend ändern. Die erste Plakataktion zum Thema Vorlesen wird getragen von rund 430 Kinderärzten in ganz Österreich, die unter dem Motto "Kinderärzte machen mobil" Wertkarten für Geschichten aus dieser virtuellen Box an ihre kleinen Patienten und deren Eltern verteilen.

Psychosoziale Balance

"Es ist ein Gegen-den-Strom-Schwimmen, das sich auszahlt", erklärte Wolfgang Sperl, Kinderarzt und Vizepräsident der Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde. Das gemeinsame Lesen von Büchern sei für die psychosoziale, aber auch körperliche Entwicklung von Kindern wichtig. In der Arztpraxis erlebe man viel zu viele Kinder, "bei denen die psychosoziale Balance fehlt". Außerdem, ergänzte Familienministerin Sophie Karmasin, zeige sich, dass 75 Prozent der Menschen, die als Kind schon viel mit Büchern zu tun hatten, auch als Erwachsene gerne lesen.

Und wie funktioniert die Geschichtenbox? Nach der Registrierung kann auf der Plattform gratis aus mehr als 4.000 Geschichten gewählt werden. Eine Suchfunktion erlaubt es, nach Schlagwörtern oder Altersguppen zu suchen. Sehr praktisch: Es kann auch die Länge der Texte vorab gewählt werden. (pm, derStandard.at, 13.06.2014)