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Die Sache mit der Kärntner Krisenbank ist noch länger nicht ausgestanden.

Foto: Reuters/Bader

Frage: 890 Millionen Euro zum Hypo-Abbau sollen nachrangige Gläubiger beitragen. Was sind Nachranganleihen überhaupt?

Antwort: Es gibt eine klare Hierarchie in der Kapitalstruktur einer Bank. Ganz unten sind die Bankaktionäre. Sie sind die Ersten, die dran glauben müssen, wenn einer Bank das Wasser bis zum Hals steht. Ganz oben in der Hierarchie stehen die Sparer, deren Guthaben mit der Einlagensicherung geschützt sind. Sie werden nicht nass, selbst wenn die Bank untergeht. Zwischen Sparern und Aktionären gibt es viele Grauschattierungen von Kapital. Anleihen etwa können vor- oder nachrangig sein. Vorrangige Anleihen sind weit oben in der Kapitalstruktur angesiedelt. Sie werden auch "senior" genannt und werfen relativ geringe Zinsen ab. Nachrangige Anleihen liegen zwischen diesen sicheren Papieren und dem riskanten Aktienkapital. Im Insolvenzfall werden sie erst nach anderen Papieren aus der Liquidationsmasse bedient.

Frage: Also weiß doch jeder, dass diese Anleihen riskant sind und es Verluste geben kann?

Antwort: Das stimmt zunächst. Doch im Fall der Hypo gibt es zwei Kniffe. Erstens ist die Hypo Alpe Adria ja nicht insolvent. Die Forderungen der Nachranggläubiger werden aber dennoch "gelöscht". Das ist "überraschend", sagt etwa der Analyst einer Ratingagentur auf Anfrage: "Weder das Land noch die Bank sind in default (pleite, Anm.). Trotzdem wird nicht gezahlt, ein Novum." Zweitens sind die Anleihen mit einer Haftung des Landes Kärntens ausgestattet. Auch diese wird gleich mitgelöscht. Damit wurden aber Käufer gelockt, die mündelsicher investieren müssen. Dass Nachranganleihen Aspekte von Eigenkapital haben, zeigt sich bei manchen dieser Papiere bei der Verzinsung. Erwirtschaftet der Schuldner - im konkreten Fall eben die Hypo Alpe Adria - keinen Gewinn, fällt der Gläubiger bei manchen Titeln um die Verzinsung um. Das war bei der Hypo in den letzten Jahren mehrmals der Fall - gewissermaßen wurde schon ein Beitrag geleistet.

Frage: Sind Landeshaftungen damit wertlos?

Antwort: Europaweit werden Banker und Politiker noch die nächsten Wochen ausrücken, um Investoren vom Gegenteil zu überzeugen. Selbst in Deutschland fühlten sich Finanzminister von Bundesländern dazu genötigt, ihre Ausfallshaftungen verbal zu bekräftigen. Denn Analysten, etwa von der Royal Bank of Scotland, sehen in Österreichs Schritt eine Zäsur. Haftungen von Bundesländern, auch in Deutschland, könnten damit an Wert verlieren.

Michael Spindelegger sagte am Mittwochabend in einem hitzigen ZiB 2-Interview: "Das ist doch keine Staatsgarantie." Ein Investor einer deutschen Versicherung bemerkte im STANDARD-Interview aber zynisch: "Als ich das letzte Mal in die Verfassung geschaut habe, hatte Österreich noch neun Bundesländer." Dass die Landeshaftungen von Kärnten nun anders zu behandeln sind als etwa jene Tirols, Niederösterreichs oder Wiens, scheint dabei wenig nachvollziehbar.

Frage: Aber hätte das nicht jeder Investor durchschauen müssen? Kärnten hat etwa viel höhere Haftungen gegeben, als es mit dem Minibudget tragbar war.

Antwort: Es stimmt, dass die Haftungen für Verbindlichkeiten der Hypo ein Vielfaches des Kärntner Budgets ausmachen. Doch das ist auch bei anderen Bundesländern so. Tirol hat etwa mehr als das Doppelte seiner Einnahmen als Haftungen bei der Hypo Tirol ausstehen. Mit diesem Argument, das auch vom Finanzminister bemüht wird, könnten daher wohl auch andere Landeshaftungen in Zweifel gezogen werden. Das ist auch der Grund, warum die Ratingagentur Standard & Poor's sieben heimische Banken und vier Bundesländer auf einen negativen Ausblick gesetzt hat. Bis Juli entscheidet die Agentur, ob sie dem negativen Ausblick auch Bonitätseinbußen folgen lässt. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 13.6.2014)