32 Länder in Europa, dem Mittleren Osten und Nordafrika stehen auf dem Tourplan einer Harley-Davidson Street Glide. Dieser Tage fährt sie durch Österreich – und derStandard.at war mit dabei

Die Idee ist eigentlich so pfiffig, dass sie belohnt gehört. Als wir übers Gaberl rauf fahren, blinzeln und blenden uns die Autofahrer, die runterkommen, wacheln uns die Motorradfahrer so eindeutig, dass klar ist: Da vorne ist eine mobile Mautstelle mit Hut.

foto: derstandard.at/gluschitsch

Wir kommen in den nächsten Ort, fahren strichgrad 50 km/h, und die Enttäuschung ist groß, als wir den erwarteten Kieberer als eine Attrappe erkennen – auch wenn es nicht der Pappendeckel-Bulle ist, den man eh schon kennt, sondern ein schönes Plastikmaxl, das einem Motorrad-Polizisten wie vom Bock gerissen ist. Eh fesch, aber harmlos.

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Als dann aber gut 500 Meter nach dem Ortsende und der 80er-Tafel dann doch zwei echte stehen, mit der Laserpistole im Anschlag, tut es uns fast leid, dass wir nicht geschlossen nach der Ortstafel den Gashahn auf Anschlag drehten, sondern entspannt weiterzuckelten. Verdient hätten sie es sich. Aber leider.

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Stress gibt es dieser Tage, auf der "Discover more“-Tour nicht. Das wäre auch verlorene Liebesmüh, wenn man mehr als 20.000 Kilometer durch 32 Länder fährt und eh einen fix vorgegeben Zeitplan hat.

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Denn auch wenn das Motorrad, eine Harley-Davidson Street Glide mit feschem britischen Kennzeichen, die ganze Tour über die gleiche bleibt, wechseln in jedem Land die Fahrer. Zum Piloten wird man als Sieger eines Gewinnspiels, das auf den nationalen Harley-Homepages zelebriert wurde.

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Für Österreich hat Daniel Erber aus Wien das Rennen gemacht. "Ich wäre dieser Tage sowieso eine Tour gefahren – eine Art Junggesellenabschied auf einer Harley – auf meiner Fat Bob. Jetzt fahr ich stattdessen auf der Street Glide“, erzählt der 30 Jahre alte Polizist, der am Samstag heiraten wird. Nicht einmal er ist gnadenhalber in die Radarfalle getappt.

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Aber gut, er hatte als "Dreamrider“ auch gerade die Kamerakinder im Gnack, über Funk deren Anweisungen direkt im Ohr, und musste an dieser Stelle für die Aufnahmen langsam fahren. "Mit den Anweisungen der Filmer und Fotografen kommt beim Motorradfahren ein Konzentrationsfaktor mehr dazu“, sagt Daniel, dem diese Arbeit aber sichtlich gefällt. "Ich würd das gern öfter machen“, meint er.

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Peter Schönlaub, Chef vom Motorradmagazin, und Christoph Lentsch von 1000 PS hingegen, die die Tour begleiten, kümmern sich weniger um die Bildermacher. Sie reißen das Gas ihrer Test-Harleys auf und pflügen über Gaberl, Hebalm und Pack, als würden sie auf einer Naked sitzen.

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Schönlaubs Harley verliert pro Berg-Sonderprüfung sicher zwei Kilo allein an den Rasten, Lentsch, das Stadtkind, durch allergisches Niesen wegen ein paar Pollen, ebenso viel an Nasensaft. So schön die Tour zwischen Graz und Fohnsdorf heute ist, wäre Christoph Lentsch wohl lieber eine der Wüstenrouten gefahren, wo ihm die Allergie nichts anhaben kann.

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Gestartet ist die Street Glide nämlich in Jordanien, fuhr durch Ägypten und hantelte sich dann über Rumänien und Ungarn nach Österreich, wo sie danach an einen Italiener übergeben wird.

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Der Sinn hinter der Tour ist ganz einfach, Aufmerksamkeit zu erregen. Das schafft Harley-Davidson zum einen, weil Journalisten die Reise begleiten, aber auch, weil Daniel, bei jeder noch so kleinen Pause zu seinem Smartphone greift und sofort auf Facebook stellt, was die letzten Kilometer passiert ist. Twitter – mit den Hashtag #discovermore2014 – beliefern die Fotografen und Filmer.

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Letztere werden dafür natürlich bezahlt, Daniel macht das aus einer ganz anderen Überzeugung heraus. Er will die Schönheiten Österreichs gerne unter die Leute bringen. "Die Menschen fahren auf den Flughafen, um etwa Bali zu sehen, haben aber nie die Krimmler Wasserfälle besucht“, bedauert er und will den Leuten mit seinen Facebook-Einträgen Lust auf Österreich machen.

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Er selbst ist ein Meilenfresser und fährt mit seiner Fat Boy Tagesetappen mit bis zu 800 Kilometern, rund 15.000 Kilometer im Jahr. So gesehen war die erste Etappe der "Discover more“-Tour für ihn keine Herausforderung.

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Dafür war die Fahrt übers Gaberl und die Pack ihm noch neu. „Das ist eine sehr interessante Strecke, die ich noch nicht kannte, jetzt aber gleich abgespeichert habe“, sagt er.

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Es könnte also gut sein, dass er mit seiner zukünftigen Frau bald wieder über diese Straßen fährt. Was wir aber annehmen dürfen ist, dass auch er dann auf der Pack keine Pause machen wird. Zumindest nicht in dem Stausee-Ort "Edelschrott“.

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Information:

Wer sich noch schnell an die Tour anhängen möchte, trifft die Bande am besten am 12. Juni am Großglockner. Starten wird Daniel, begleitet von drei Journalisten und einem Vertreter von Harley-Davidson, in der Nähe von Zell am See, um dann ins Gailtal zu fahren, wo sie am späten Nachmittag die Street Glide an den italienischen "Discover more“-Fahrer übergeben werden. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 11.6.2014)

Link

Discover more-Tour

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