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Rund 400-mal lachen Kinder am Tag. Erwachsene nur mehr 15-mal, was in Summe sechs Minuten ausmacht. Und das, obwohl Lachen doch gesund ist. Schon im 14. Jahrhundert glaubten die Menschen an diese Heilkraft. Mit dem Sinn und möglichen Zusatznutzen des Lachens beschäftigen sich Psychologen, Neurowissenschafter, Soziologen und Mediziner weltweit.

Gelotologie, abgeleitet vom griechischen "gelos" = Lachen, wird seit rund 20 Jahren als Disziplin in der Forschung ernst genommen. In Linz startet im Herbst der Verein für prophylaktische Gesundheitsarbeit (PGA) mit einer ersten Humorakademie.

Leichtigkeit im Alltag 

Uwe Marschner, Leiter der CliniClowns Oberösterreich, wird die Akademie führen. "Ich will Leichtigkeit in den Arbeitsalltag bringen", sagt er. Denn er werde bei seinen Einsätzen in den Spitälern immer häufiger von den Pflegekräften angesprochen, was sie tun könnten, um mit ihrer zum Teil sehr belastenden Arbeitssituation besser umgehen zu können. Der Ansatz, den die Akademie deshalb verfolgt: "Aus schwierigen Situationen das Angenehme herausholen", so Marschner.

Auch Petra Klapps, Fachärztin für Neurologie, die heute das Lach-Institut "Kolibri" in Köln leitet, bestätigt im Gespräch mit dem Standard: "Es geht um die eigene Sichtweise, um die Frage, ist das Glas halb voll oder halb leer." Gelinge es, die positiven Momente im Berufsleben zu erkennen, so wirke sich das letztendlich gesundheitsfördernd auf das eigene Ich aus, erläutert sie.

Das ist auch der Grund, warum die PGA eine Humorakademie in ihr Herbst-Bildungsprogramm aufnimmt. "Wenn ich lachen kann und Lachen Gesundheit bedeutet, dann bin ich genau in dem Bereich, der prophylaktisch wirkt. Das passt in das Gesamtkonzept des Vereins", erklärt Elke Polland, Leiterin der PGA-Akademien.

Vorbeugender Effekt 

1964 begann der Psychiater William Fry an der Stanford University in den USA, die Auswirkungen des Lachens auf Körper und Psyche zu erforschen. Mittlerweile gilt es als wissenschaftlich belegt, dass bereits Lächeln zu Stressabbau führt und das Immunsystem positiv beeinflusst, berichtet Klapps. Wer drei Minuten am Tag lächelt oder lacht, könne einen gesundheitsvorbeugenden Effekt für 14 Tage erzielen.

"Beim Lachen schüttet der Körper Glückshormone, sogenannte Endorphine, aus, und die stärken das Immunsystem", sagt die Neurologin. Gleichzeitig werden auch Schmerzstiller, Endomorphine, freigesetzt, deren Wirkung laut Studien Stunden anhalten. Der amerikanische Immunologe Lee S. Berk hat herausgefunden, dass beim Lachen die Konzentration von Stresshormonen im Blut abnimmt und sowohl die Anzahl als auch die Aktivität von Immunzellen wie etwa B- und T-Lymphozyten - sie bekämpfen virale und bakterielle Infekte - und natürlichen Killerzellen zur Tumorbekämpfung steigt. Diese abwehrstärkende Wirkung kann bis zu zwei Wochen nach dem Lachen im Blut nachgewiesen werden.

Aufgrund dieser Erkenntnisse wird Lachen inzwischen sowohl von Medizinern als auch von Psychologen als Therapie eingesetzt. In den Spitälern hat sich in Europa und den USA der Einsatz von Clowns etabliert. Es gibt inzwischen auch eigene Humortherapien, etwa zur Überwindung von Ängsten.

Prophylaxe, nicht Therapie 

Die Humorakademie in Linz versteht sich nicht als Therapie, sondern als Prophylaxe. Der Kurs setzt sich aus drei Modulen zusammen: "Lachen.Selber.Machen." Zuerst werde analysiert, "was Lachen heißt und was es kann. Zum Beispiel verhindern, dass einem der Kragen platzt", meint Marschner. Bei dem Modul "Selber" gehe es darum, dass Kursteilnehmer ihren eigenen Humor aufspüren sollen.

Abschließend, bei "Machen", werde der Frage nachgegangen, wie man seinen eigenen Humor ganz konkret in den Arbeitsalltag einbauen kann, so Polland. Teilnehmen könne jeder, den es interessiere. Erst in einem zweiten Schritt wolle die PGA dann bewusst Zielgruppen ansprechen. "Wir schnüren derzeit auch Pakete für Unternehmen." "Lachen zum Verbessern des Arbeitsklimas" nennt sie diesen nächsten Schritt.

18 Arten 

Grundsätzlich wirkt sich Lachen jedoch nur dann positiv auf das Wohlbefinden aus, wenn es wohlwollend ist, sagt Klapps. Verhaltensforscher unterscheiden 18 verschiedene Arten des Lachens. Doch nur jenes, das sprichwörtlich von Herzen kommt, fördert die Gesundheit. Wer jemanden auslacht, schadet sich hingegen selbst, erklärt die Leiterin des Lach-Instituts: "Zynismus und Ironie sind nicht wohltuend, ihnen liegt eine boshafte Haltung zugrunde." Woran man das gesunde Lachen erkennt? Es beginnt symmetrisch, beide Mundwinkel gehen gleichzeitig nach oben, um die Augen zeigen sich Krähenfüßchen. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 10.6.2014)