Liebe vor prachtvoller Bergkulisse: Sandeep Kumar und Victoria Nogueira aus "Servus Ishq" sind im Paradies Österreich angekommen.

Foto: Lunafilm

Wien - Zunächst einmal heißt es richtig grüßen. In Wien sagt man "Servus", in Mariazell "Grüß Gott". Mehr hat die aus Indien angereiste Maya (Victoria Nogueira) über Österreich nicht zu lernen, denn ansonsten ist hier alles ganz wunderbar. "Gebe es einen Himmel auf Erden, wäre er genau hier", erklärt ihr der indische Migrant Jay (Sandeep Kumar), ihr Freund und Führer auf der Fahrt durch die grünen Wälder ins heilige Land Tirol. Dort hat Mayas Großmutter eine glückliche Jugend verbracht, ehe sie nach Indien auswanderte. Nun ist sie in einer Urne heimgekehrt, und die Enkelin muss zwecks rechtzeitiger Bestattung nach Mariazell.

Servus Ishq ist eine österreichische Bollywood-Romanze in der Tradition des populären indischen Kinos, das Regisseur und Hauptdarsteller Sandeep Kumar mit dem österreichischen Heimatfilm zu verbinden versucht. Es regieren also märchenhafte Tänze und satte Farben, während eindimensional gezeichnete Charaktere - die Schöne, der Gute und der Böse - in eine klischeehafte Handlung und ebensolche Dialoge geschickt werden. Echte Liebe trifft auf falsche Heirat, Stadt und Land verkommen zur Kitschkulisse, und nach dramaturgischer Logik sucht man vergeblich.

Servus Ishq erfüllt damit manche Vorgabe Bollywoods nahezu perfekt, und im Grunde könnte man diesem Film seine Ernsthaftigkeit, mit der er sich seiner Aufgabe stellt und sich der Lächerlichkeit preiszugeben droht, hoch anrechnen. Hier ist kein Platz für Selbstironie, und tatsächlich funktioniert dieser merkwürdige Hybrid am besten, wenn er mit fantastischen Choreografien, und sei es mit hübscher Frau auf Kühlerhaube, ganz bei sich ist.

Dass die Überführung von Bollywood-Elementen ins westliche Kino durchaus möglich ist, hat Mira Nair mit ihrem Erfolgsfilm Monsoon Wedding bewiesen; dass Servus Ishq an einem vergleichbaren Vorhaben dennoch scheitert, liegt vor allem an seiner handwerklichen und schauspielerischen Unzulänglichkeit. Denn fehlerhafte Anschlüsse, grobe Regiefehler und eine störende Nachsynchronisation lassen sich nicht einmal im österreichischen Heimatfilm verheimlichen. Bei aller Liebe. (Michael Pekler, DER STANDARD, 11.6.2014)