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Foto: AP

Leise und ruhig rollt der weiße Lexus durch die Straßen von Mountain View, mitten im Silicon Valley. Das Auto bremst, damit Fußgänger die Straße überqueren können. Es wechselt in eine Abbiegespur, wartet an der Ampel, bis die Lichter von Rot auf Grün springen, dann setzt es seine Fahrt fort. Am Lenkrad sitzt - niemand. Durch Mountain View kreuzt das fahrerlose Auto des Internet-Konzerns Google.

Software ausgereift

Seit fünf Jahren tüftelt das Unternehmen bereits an der Technik. Google will seine Autos zu den sichersten, umsichtigsten und vorausschauendsten Verkehrsteilnehmern machen, die es je gegeben hat. Mittlerweile sei die Software so weit ausgereift, dass die Fahrzeuge sogar die Reaktionen der anderen Verkehrsteilnehmer vorhersehen könnten, heißt es bei Google.

"Die Rechner haben eine wirklich gute Reaktionszeit", sagt Dimitri Dolgov, Chef des Teams, das für die Software zuständig ist. "Sie werden nicht abgelenkt, nicht müde, schlafen nicht ein und fahren nicht angetrunken", lobt er die Vorzüge. Bis zur Marktreife wird es aber noch einige Jahre dauern.

Radar und Laser

In den Straßen von Mountain View schenken die Passanten den futuristischen Autos kaum Beachtung. Dabei sehen die Wagen ungewöhnlich aus: Auf dem Dach ist ein kleiner, drehbarer Apparat befestigt. Mithilfe von Radar und Laser überwacht er die Umgebung. Eine Kamera an der Vorderseite des Wagens hat zudem alles im Blick, was sich vor dem Auto abspielt.

Sämtliche Daten werden von Computern im Innern ausgewertet, die so programmiert sind, dass sie reagieren wie ein umsichtiger Autofahrer - nur mit einer viel kürzeren Reaktionszeit. Zudem ist das Google-Auto selbstverständlich mit dem Internet verbunden.

Kein Notfall

Während der jeweiligen Testfahrt überwacht ein Google-Mitarbeiter die Tour aus der Ferne mit seinem Laptop. Ein zweiter Mitarbeiter sitzt im Innern des Wagens, sodass er im Notfall das Steuer übernehmen könnte. Einen wirklichen Notfall habe es auf 160.000 Testkilometern, die die Prototypen schon zurückgelegt haben, aber noch nicht gegeben, heißt es bei Google.

Zwei Mal nur sei ein Wagen in einen Unfall verwickelt worden - beide Male sei von hinten jemand aufgefahren, als das Google-Auto an einer roten Ampel wartete. Die fahrerlosen Autos seien "sicher", verspricht Projektchef Chris Urmson. "Wir sind an dem Punkt, wo wir wirklich überzeugt davon sind, dass wir es geschafft haben und dass es funktionieren kann", sagt er.

Allerdings: Die Wagen fahren nur auf Strecken, mit deren Kartenmaterial Google sie gefüttert hat. Und bei der Frage, wann die Wunderautos auf den Markt kommen, weicht Projektchef Urmson lieber aus: Er sei dazu entschlossen, es zu schaffen, bis sein sechsjähriger Sohn in das Alter komme, ab dem er Autofahren darf. Google-Mitgründer Sergey Brin war da zuletzt offensiver und verkündete das Ziel, die Autos in weniger als vier Jahren zur Marktreife zu trimmen.

Das Fahren zur Arbeit mache schließlich in der Regel keinen Spaß

Vom Interesse der Verbraucher an den Wagen ist Google überzeugt. Das Fahren zur Arbeit mache schließlich in der Regel keinen Spaß, gibt Urmson zu bedenken. Mit den Google-Wagen könnten sich die Insassen auf anderes konzentrieren als auf die Straße.

Autos, die fahren, während der Nutzer E-Mails schreibt, telefoniert oder den Lidstrich nachzieht: "Das ist etwas, was man begrüßen sollte, nichts wovor man sich fürchten müsste," sagt auch der frühere General-Motors-Manager Larry Burns. Das Google-Vorhaben sei "kein wissenschaftliches Projekt - es ist die Realität". (APA, 10.6. 2014)