Pristina (Prishtina) - Die Parlamentswahl im Kosovo ist am Sonntag bis in die Nachmittagsstunden ruhig und ohne größere Unregelmäßigkeiten verlaufen. Vier Stunden vor dem Schließen der Wahllokale um 19.00 Uhr lag die Wahlteilnahme allerdings bei nur 26,65 Prozent, teilte die staatliche Wahlkommission mit.

Die höchste Wahlbeteiligung - 34,84 Prozent - wurde um diese Zeit in Skenderaj, einer Kleinstadt in der zentral-kosovarischen Region Drenica verbucht. Das Gebiet gilt als Hochburg der regierenden Demokratischen Partei (PDK) von Hashim Thaci, allerdings auch der kürzlich gebildeten Partei "Initiative für den Kosovo" (Nisma për Kosovën), deren Gründer zwei ehemalige engste Mitarbeiter des Regierungschefs Thaci sind - Parlamentspräsident Jakup Krasniqi und der frühere Verkehrsminister Fatmir Limaj.

Ruhiger Verlauf im Nordkosovo

Über einen ruhigen Wahltag wurde auch aus den vier mehrheitlich serbischen nord-kosovarischen Gemeinden berichtet, wo im Herbst Wahlgegner versucht hatten, den Urnengang für die Lokalverwaltungen auch mit Gewalt zu verhindern.

OSZE-Missionschef Jean-Claude Schlumberger zeigte sich nach dem Besuch in mehreren Wahllokalen im Norden zufrieden. Soweit seien keine Zwischenfälle und Unregelmäßigkeiten gemeldet worden, wurde er von Medien zitiert.

Stimmberechtigte nicht im Wahlverzeichnis

Die nichtstaatliche Organisation Democracia në Veprim (Demokratie am Werk), die den Wahlverlauf mit ihren Beobachtern verfolgt, berichtete, dass bis in die Nachmittagsstunden etwa 2.000 Stimmberechtigte ihren Namen nicht in Wahlverzeichnissen finden konnten. Es habe auch 24 Fälle gegeben, wo die ausgefüllten Wahlzettel mit dem Handy fotografiert worden seien.

Die Parlamentswahl steht im Zeichen einer weiteren "Kuriosität", die übrigens bereits bei den Kommunalwahlen im Herbst aufgefallen war. Stimmberechtigt sind am heutigen Sonntag 1.782.454 Bürger. Entsprechend der letzten Volkszählung hatte das Land 2011 gerade 1.739.824 Einwohner. Angaben aus dem Jahr 2012 sprachen von 1.815.606 Menschen. Selbst dann gäbe es knapp mehr Einwohner als Wahlberechtigte. (APA, 8.6.2014)