Im Kempinski, Hyatt und Co absteigen kann jeder. Wer es ein bisschen außergewöhnlicher mag, findet in dem Buch "Extreme Hotels - A Guide to Incredible Inns and Hotels" (deutsch und englisch) aus der Reihe "The Architect's Choice" ein paar wertvolle Anregungen, die nicht nur für Architekten interessant sind.

Ob futuristisch, schrill, spartanisch oder hochherrschaftlich, ob in historischem Gemäuer, unter Tage, direkt auf dem Flughafenterminal, im Szenekiez, an Bord eines Schnell- oder U-Boots, auf Schienen, im Museum oder in aller Abgeschiedenheit gelegen: 40 Unterkünfte in ganz Europa werden in Wort und Bild präsentiert.

Wir stellen ein paar davon in dieser Ansichtssache vor. (Markus Böhm, derStandard.at, 8.7.2014)

Der französische Designer Pierre Stéphane Dumas entwickelte diese Plastikblasen, die hier als transparente Iglus dem Reisenden Unterschlupf und einen klaren Blick in den Sternenhimmel bieten. Zu finden sind sie unter anderem in Attrap'Rêves in der ländlichen Abgeschiedenheit der Provence.

Info: Attrap'Rêves

Foto: archimappublishers

Im Clavel Tower, der sich 250 Kilometer südwestlich von London am Ärmelkanal erhebt, können nur zwei Personen übernachten. Kein Wunder, dass dieses besondere Hotel an den Klippen der Jurassic Coast ständig ausgebucht ist.

Info: Clavell Tower

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Das V8 Hotel in Böblingen bei Stuttgart ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet. So bettet man im Zimmer "Carwash" seinen Kopf auf den riesigen Bürsten einer Waschstraße, deren Gebläse den Fön ersetzt. In der "Werkstatt" ist das Nachtlager auf einer Hebebühne aufgebockt, der Sekretär ist eine Werkbank. Selbst der dezente Geruch von Motoröl fehlt in den Themenzimmern nicht.

Info: V8 Hotel

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Der Gothic Temple wurde 1748 von James Gibbs errichtet und liegt inmitten eines englischen Landschaftsgartens auf halbem Weg zwischen London und Birmingham. Einst wurde hier ausschließlich gelustwandelt, heute dient er als Ferienwohnung für vier Personen. Der Vollständigkeit halber: Hier wurden Szenen für "Indiana Jones - der letzte Kreuzzug" oder "James Bond - die Welt ist nicht genug" gedreht.

Info: Gothic Temple 

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Die Grubensuite des ehemaligen Silberbergwerks von Sala (Schweden) ist das tiefstgelegene Hotelzimmer der Welt. Bevor man sich vom Förderturm in die Tiefe des Sala Silvergruva, die rund zwei Autostunden von Stockholm entfernt ist, abseilt, erläutert eine Ausstellung die historische Bedeutung des Bergwerks. In der Tiefe findet man ein verwinkeltes Stollenlabyrinth und unterirdische Seen, die sich per Tauchgang erkunden lassen. Das Frühstück wird per Funkgerät geordert - der Schutzhelm ist obligat.

Info: Sala Silvergruva

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Einst eine Textilfabrik, heute ein Einkaufszentrum, beherbergt das historische Gebäude mit andel's Hotel auch eines der besten und stylishsten Hotel in Lodz. Architekt Wojciech Poplawski hat einfach ein paar spacige Lichtschächte in das Denkmal reingebohrt, dafür blieben die Ziegelwände, wie sie waren. Zu sehen sind sie in jedem der 277 Zimmer. Ganz oben befindet sich der Pool - ein Glaskasten um den ehemaligen Löschwasserspeicher.

Info: andel's Hotel Lodz

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Auf halbem Weg zwischen Nordkap und Polarkreis, mitten im Reich der Mitternachtssonne, liegt das Kakslauttanen Arctic Resort (Finnland). Hier stehen 67 moderne Iglus aus Glas, die zwischen Ende August und April buchbar sind. Zwei Betten, WC und Kleiderschrank füllen die Kuppeln komplett aus. Nichts verstellt den Blick auf die Polarlichter am Himmel. Und wenn's kalt wird in der dauerdunklen Polarnacht, hüpft man am besten in die weltgrößte Rauchsauna.

Info: Kakslauttanen Arctic Resort

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Das Cube Savognin im Schweizer Kanton Graubünden gilt als Mountainbiker-Paradies. Vom Hotel - ein Würfel, wie der Name schon andeutet - kann man direkt zu Mountainbike-Touren in die Alpen starten. Und das Bike gleich mit aufs Zimmer nehmen, natürlich erst, wenn es gleich beim Eingang frisch geduscht hat.

Info: Cube Savognin

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Genau zwischen Hacke und Spitze des italienischen Stiefels liegt die Stadt Matera, die sich auf den Grotte della Cività gründet - Lehmhöhlen, die schon zur Jungsteinzeit bewohnt waren, aber seit Ende des Zweiten Weltkriegs leerstanden. Daran änderte sich auch nichts, als die Unesco die Grotten 1993 zum Weltkulturerbe erhob.

Erst nachdem die Höhlen gemeinsam mit dem Stararchitekten David Chipperfield vorsichtig ausgebaut wurden, erwachte das Interesse wieder. 18 Feriendomizile, die Platz für zwei bis vier Personen bieten, entstanden auf diese Weise in den bis zu zwölf Meter hohen Stollen.

Info: Grotte della Cività

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Untergebracht in einer ehemaligen Staubsaugerfabrik in Berlin-Neukölln steht der Hüttenpalast. Auf dem 200 Quadratmeter großen "Kreativspielplatz" kann man in alten Wohnwagen und Holzhütten übernachten. Liebevoll soll so das urdeutsche Schrebergartenglück parodiert werden.

Info: Hüttenpalast Indoor Camping

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Am Loch Linnhe an der Westküste Schottlands steht Castle Stalker. Hier wurden das Finale von Monty Pythons "Die Ritter der Kokosnuss" und "Highlander - Endgame" gedreht. Aber nicht dieser Wehrturm zieht - nachhaltig - Reisende an, sondern die Ecopods, die am Ufer gegenüber zu finden sind. Ihre Kugelform bietet zwei Personen maximalen Lebensraum bei minimaler Oberfläche. Die Doppelhaut dämmt Wärmeverluste, Abfälle werden biodynamisch entsorgt, für Warmwasser- und Stromzufuhr sind Windrad und Sonnenkollektoren in Planung.

Info: Ecopod Boutique Retreat

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In diesem Hotel kann man selbst über die Ausrichtung seines Zimmers bestimmen. Denn den ehemaligen Hafenkran (knapp 50 Meter hoch und 65 Tonnen schwer) im niederländischen Harlingen kann man per Joystick selbst steuern. Konflikte mit anderen Gästen sind ausgeschlossen, schließlich bietet das Hotelzimmer im ehemaligen Maschinenraum nur Platz für maximal zwei Gäste.

Info: Havenkraan van Harlingen

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Leicht lässt es nicht finden, das ArkaBarka Floating Hostel in Belgrad. Denn eine genaue Postadresse gibt es nicht. Die grobe Richtung lautet Park Usce, dann muss man sich Richtung Donauufer wenden und findet schließlich eine schwimmende Holzkiste, die dort vertäut liegt. Sie bietet einen Blick auf die Altstadt, die man fußläufig in 20 Minuten erreicht, und einen Mix aus Zwei- bis Fünfbettzimmern. Laut TripAdvisor "das beste Hostel in Serbien".

Info: ArkaBarka Floating Hostel

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Hans Wolfgang Hoffmann: "Extreme Hotels - A Guide to Incredible Inns and Hotels", Archimappublishers

ISBN 978-3-940874-67-2, 184 Seiten, mit zahlreichen Farbfotos kartoniert, 24 x 19 cm 21,90 € (D), 22,50 € (A)

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