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Markus Mair, Styria-Vorstandsvorsitzender.

Foto: APA/Styria

Graz - Die Styria Media Group will sich nach den Kostensenkungsprogrammen der vergangenen Monate bei "Presse" und "Wirtschaftsblatt" wieder verstärkt Zukunftsprojekten widmen. Die Mediengruppe sei für eine Weiterentwicklung des Digitalbereichs in Österreich und Südosteuropa gut aufgestellt, sagt Styria-Vorstandsvorsitzender Markus Mair.

2013 erzielte der Konzern eine geringfügige Umsatzsteigerung und hält nun bei 401 Millionen Euro Umsatz nach 397 Millionen im Jahr 2012. Das Konzern-Ergebnis lag laut Mair knapp im positiven zweistelligen Bereich. Die Performance der Gruppe sei also solide, wenngleich kein Anlass zu Euphorie bestehe. "Das Ergebnis ist vor dem Hintergrund einzuordnen und zu bewerten, dass 2013 ein Jahr war, das für alle österreichischen Medien außerordentliche Effekte gebracht hat. Uns ist bewusst, dass wir uns in den nächsten Jahren strecken und vor allem auch investieren müssen, um ein gesundes Unternehmenswachstum zu erreichen und nachhaltig sicherzustellen."

Verhaltenes Anzeigengeschäft

Auch für die Styria verlief die Umsatzentwicklung in den ersten Monaten 2014 bisher zäh. "Wir spüren - wie auch unsere Mitbewerber - in diesem Jahr ein eher verhaltenes Anzeigengeschäft. Wir arbeiten aber intensiv daran, unsere Ziele bis Jahresende zu erreichen", sagte Mair. Ob dies weitere kostenseitige Maßnahmen bedeute, ließ der Styria-Chef offen. "Aktives Kostenmanagement ist ein laufender Prozess, darf aber nicht zur allein selig machenden Doktrin erhoben werden. Einzelne Unternehmen brauchen wieder Luft, um sich entwickeln und entfalten zu können."

Bei "Presse" und "Wirtschaftsblatt" liege der Fokus nach der Zusammenführung der Redaktionen und zwei hintereinander folgenden Kostenprojekten nun auf der Weiterentwicklung des Kerngeschäfts und der digitalen Pläne. "Wir denken hier stärker in Neuem, als nur das Bestehende zu verbessern." Das Kooperationskonzept der Redaktionen sei umgesetzt worden. Dass ein solches Projekt etwas Zeit brauche, um sich einzuspielen, verstehe sich von selbst.

Beim "Wirtschaftsblatt" wolle man die bereits begonnene Regionalisierung des Titels forcieren und ein stärkeres Augenmerk auf die mittelständische und stark exportorientierte österreichische Wirtschaft legen. Daneben gebe es eine Reihe weiterer Innovationsprojekte bei den beiden Wiener Tageszeitungen der Styria.

Kein Dementi zu Tillian-Abgangsspekulationen

Spekulationen, wonach "Presse"- und "Wirtschaftsblatt"-Geschäftsführer Michael Tillian im Sommer aus dem Unternehmen ausscheiden könnte, wollte Mair nicht kommentieren. "Michael Tillian arbeitet mit vollem Einsatz für die 'Presse' und das 'Wirtschaftsblatt', mehr ist dazu nicht zu sagen", so Mair, der seit Oktober vergangenen Jahres an der Styria-Spitze steht.

An der "Zeitung der Zukunft" wird unterdessen am Styria-Stammsitz Graz gearbeitet. Der geplante Relaunch der erfolgreichen "Kleinen Zeitung" soll laut Mair nicht nur die Optik des Blattes, sondern auch die Inhalte betreffen. Zunächst werden Smartphone-App, Web-Auftritt und Tablet-Ausgabe überarbeitet und erneuert, Ende des Jahres folgt dann der Relaunch der Print-Ausgabe.

"Meinungsgetriebene Autorenzeitung"

Parallel dazu wird an einer neuen redaktionellen Ablauforganisation und am Newsroom-Konzept gearbeitet, und von Ende Dezember bis März 2015 erfolgt die Übersiedelung der steirischen Styria-Unternehmen in das neue Styria Media Center Graz. Die "Kleine" solle dann eine "meinungsgetriebene Autorenzeitung" sein, wie Mair "Kleine"-Chefredakteur Hubert Patterer zitiert. Dazu seien Neuerungen wie ein "Dialog-Ressort", ein "Dossier-Ressort" und das Digital-Motto "Regional first" vorgesehen.

"Grundsätzlich nicht unzufrieden" ist Mair mit der Entwicklung in Südosteuropa. In Slowenien machte die Styria vor kurzem mit dem Rückzug aus dem Gratismedienmarkt und der Einstellung der "Zurnal"-Titel einen drastischen Schnitt. "Der Schritt in Slowenien war gar nicht so spektakulär, wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre angeschaut hat. Es war absehbar, dass das Unternehmen unter diesen Voraussetzungen so nicht weiter geführt werden konnte", erklärte Mair.

Zufrieden mit Südosteuropa-Geschäft

"Alternativen, die wir eingehend geprüft haben, waren wegen der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht umsetzbar. Wir sind mit Slowenien und Kroatien in Ländern tätig, die mehrere Rezessionsjahre hinter sich haben. Trotzdem ist die Performance unserer Medien im Vergleich gut und wir erzielen positive wirtschaftliche Ergebnisse. Aktuell sind jedenfalls keine weiteren Schritte für Deinvestitionen in Südosteuropa geplant. Erfreulich ist, dass wir in den Märkten Kroatien und Slowenien digital eine enorme Kraft entwickelt haben."

Das zuletzt viel diskutierte Ende der Tageszeitung sieht Mair noch lange nicht gekommen. "Ich bin kein Hellseher und Prophet, und es ist schwer abschätzbar, was in 15 oder 20 Jahren sein wird. Die Styria ist angetreten, eine Zukunft zu erarbeiten, die sowohl Print als auch Digital und Mobile beinhaltet. Als Medienunternehmen verlegerischer Herkunft steht die Styria, das sei hier eigens betont, auch für eine kontrollierte und reflektierte Offensive im Printbereich. In Österreich erreichen wir mit all unseren Produkten rund vier Millionen Menschen."

Die Branche befinde sich in einer Umbruchsituation, die Herausforderungen seien groß. Und: "Die Rezepte liegen nicht auf der Straße. Es ist ein sehr kurzatmiges Geschäft, aber wir haben dafür in der Styria eine gute Basis geschaffen. Es ist wichtig, dass wir flexibel bleiben und uns auf die Leser- und User-Bedürfnisse einstellen. Dass sich diese Bedürfnisse permanent verändern, ist normal. Unser Job ist es, unsere Medienprodukte auf diese Veränderungen hin abzustimmen und inhaltlich auszurichten."

"Tägliche Erscheinungsweise absichern"

Zur Zukunft der gedruckten Zeitung erklärte Mair: "Es geht nicht darum, Print-Produkte grundsätzlich infrage zu stellen, sondern um die Frage, welche Berechtigung Print auch in Zukunft noch hat und haben kann." Die Styria arbeite jedenfalls sehr engagiert daran, ihre Printprodukte zukunftsfähig zu machen. "Auf Sicht gesehen geht es schon darum, die tägliche Erscheinungsweise abzusichern. Wenn ich heute in der Früh die Zeitung aufschlage, habe ich ein ganz anderes Vorwissen über die News des vorangegangenen Tages, als ich es vor zehn Jahren hatte."

Dies habe natürlich Auswirkungen auf die Inhalte und den Ressortaufbau der Zeitung. "Nur die News des Tages auf Basis von Agenturtexten nachzuerzählen wird zu wenig sein", so Mair. Es werde künftig noch mehr und noch bessere Hintergrundberichterstattung und Dialog brauchen. "Für die Journalisten wird das eine extrem spannende Herausforderung."

Schwenk bei Vermarktung

Neben Inhalten für Print, Digital und Mobile zählen für die Styria aber auch die Themen Technologie und Vermarktung zu Kernbereichen des Konzerns. Mair: "Früher war es üblich und selbstverständlich, dass man die Technik des Zeitungmachens - Druckerei und Logistik - als wichtigen Teil des Kerngeschäfts gesehen hat. Angesichts des digitalen Umbruchs muss die Technologie auch in Zukunft zur Kernkompetenz eines Medienunternehmens gehören. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre."

Einen "radikalen Schwenk" erwartet der Styria-Chef auch in puncto Vermarktung. "Wir müssen vom bloßen Verkauf zur umfassenden Beratung unserer Kunden kommen." Mit der "Styria Digital One" sei man mittlerweile "größter privater Reichweitenvermarkter Österreichs" und wolle "möglichst viele Menschen und Kunden erreichen". Die "Styria Digital One" ist laut Mair ein ebenso aktuelles wie gutes Beispiel dafür, was es bedeute, "wenn eine Mediengruppe ihre gebündelte Kraft auf die Straße des Marktes bringt". (APA, 6.6.2014)