"Schreiben zeichnet das Leben - Inszenieren begreift es," so Regisseur Peter Wagner, der unter begeistertem Applaus Stille im Dramolettenwald mit dem Klagenfurter Ensemble in der Theaterhalle 11 zur Uraufführung bringt. Gerhard Lehner (Produktionsleitung), auf dessen Schreibtisch sich Antonio Fians Dramolette getürmt haben, hat auf den richtigen Zeitpunkt, vor allem aber auf den richtigen Regisseur gewartet, dem er zutraute, "ein schlüssiges Konzept fernab einer Theatereinfaltspinsel vorstellbaren nummernrevuehaften Umsetzung" zu entwickeln.

Mit so gut wie keiner Requisite, dem Verzicht auf ein Bühnenbild, mit Ausnahme eines durchsichtigen Vorhangs, und einer Visualisierung der Regieanweisungen gelingt Wagner dieses "choreografierte Sprachbegängnis" äußerst eindrucksvoll. Er sieht die Betonung des Unwirklichen als Schritt, sich der Wirklichkeit Fians bildloser Sprachcartoons anzunähern, und engagiert für die Verkörperung der hauptsächlich männlichen Rollen ein Frauenquintett, durch dessen lautliche Modulierungen die Texte eine überraschend intensive Wirkung entfalten.

Da wird gefiept, geflüstert, gekrächzt und gesungen - und das bei überzeugenden schauspielerischen Leistungen (H. Clementi, S. Kubelka, A. Mautz, K. Schmölzer, P. Staduan). Gottfried Lehners Lichtkonzept, Primus Sitters musikalische Gestaltung und Bella Ban-Rogys künstlerische Handschrift tragende Kostüme akzentuieren diesen rasanten Parforceritt durch die satirisch-anspruchsvolle Mikrodramenlandschaft in der Theaterhalle 11. In der die Gebote für Karrierefrauen in Moses Neu mit dem Postulat "Und, übrigens: Er ist eine Frau" enden, Reich-Ranicki und Unseld am Grinzinger Friedhof debattieren und rund um Alfred Hrdlickas Mahnmal gegen Krieg und Faschismus ein Junge seine Mutter fragt "Was ist ein Juden?", die mit "Musst nicht alles wissen," antwortet. (rieh, DER STANDARD, 3.6.2014)