München/Berlin - Nach dem schlechten Abschneiden der CSU bei der Europawahl ist Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer parteiintern unter Beschuss geraten. Ex-CSU-Chef Erwin Huber drängt ihn in einem Interview mit dem Spiegel, seine Nachfolge zügig zu regeln.

Seehofer habe die Übergangsphase zu gestalten, "aber nicht allein nach seiner persönlichen Lebensplanung", sagt Huber. Schon bei der Bundestagswahl 2017 müsse das neue Team stehen, nicht erst bei der Bayern-Wahl 2018, wie es Seehofer plant.

Huber, der von 2007 bis 2008 CSU-Chef war, fordert von Seehofer auch einen neuen Führungsstil: "Die Zeit der einsamen Ansagen ist vorbei." Und er warnt die CSU: "Es ist die Feigheit von vielen, die Seehofer so überdominant werden ließ."

Einsame Entscheidungen

Im Herbst, nach dem starken Abschneiden bei der Bundestags- und Landtagswahl, war Seehofer in der CSU noch bejubelt worden. Doch zunehmend traf er Entscheidungen ohne Absprache. So wurde Eurokritiker Peter Gauweiler auf Wunsch Seehofers im November überraschend zum CSU-Vize gewählt. Auch hat Seehofer mehrmals erklärt, er werde seinen Nachfolger selbst bestimmen, und dabei deutlich gemacht, dass seine Wahl zwischen den beiden bayerischen Ministern Markus Söder (Finanzen) und Ilse Aigner (Wirtschaft) fallen werde.

Die CSU ist bei der EU-Wahl in Bayern von 48,1 Prozent im Jahr 2009 auf 40,5 Prozent abgerutscht. Es war das schlechteste landesweite Ergebnis seit 60 Jahren. Seehofer hat nach der Wahl im CSU-Vorstand indirekt seinen Rücktritt angeboten und erklärt, es möge sich zu Wort melden, wer persönliche Konsequenzen fordere.

Die Runde blieb stumm. Und Seehofer kontert die Kritik Hubers in der Süddeutschen Zeitung so: "Der Erwin Huber wollte mich nie. Er will mich nicht." Anlass für eine Änderung seines Kurses sieht Seehofer nicht. (bau, DER STANDARD, 2.6.2014)