Wien - Der Höhepunkt des österreichischen Traber-Jahres, das Derby in der Wiener Krieau, steht an. Zum 129. Mal wird es gelaufen und ist damit eines der ältesten alljährlichen Sportereignisse des Landes. Es könnte auch der Höhepunkt in der Rennsport-Beziehung des Krieauer Beisl-Wirtes Fritz Badura werden.

Seit 40 Jahren ist er den Trabern "verfallen", hat immer wieder Pferde gekauft und öfter schon ganz gute Erfolge damit erzielt. Dann sah er vor zwei Jahren an einem Vormittag vor seinem Wirtshaus einen jungen Traber im Training mit seinem Züchter-Besitzer - und war schwer beeindruckt. Er kaufte den Hengst namens Tosca Victory - und wenn alles klappt, müsste dieses Pferd am Sonntag mit dem Siegpreis im Derby (35.000 Euro) quasi den Kaufpreis zurück ins Beisl bringen. Den hat er zwar mit sieben Siegen in zwölf Rennen und einer Gewinnsumme von fast 80.000 Euro längst hereingebracht, aber der Sieg im Derby hätte schon ganz besondere Qualitäten. So ist es auch irgendwie verständlich, dass Badura ein lukratives Angebot eines deutschen Besitzers, der zumindest einen Anteil am "Traber des Jahres 2013" erwerben wollte, glatt ablehnte. Denn Tosca Victory stellte seine Überlegenheit im Jahrgang zuletzt mit einem Sieg über die Derbydistanz (2600 Meter) eindrucksvoll unter Beweis, als er mit seinem Trainer, dem Bayern Gerd Biendl, in der Kilometerzeit von 1:16,6 Minuten gegen viele seiner 13 sonntägigen Gegner gewann.

Ein heikles Tier

Die machen sich auch keine allzu großen Hoffnungen, zitieren eher alte Turf-Weisheiten wie "ein Rennen ist erst im Ziel gewonnen" oder erinnern an das Vorjahr, als der haushohe Favorit schon am Start in Galopp verfiel und ausschied. Trainer Hubert Brandstätter jun., der 2013 den 21-fachen Meisterfahrer Gerhard Mayr im Championat ablöste, ist heuer gleich mit vier Pferden im Derby vertreten. Er selbst steuert, weil er es dem Besitzer beim Ankauf versprochen hatte, den heiklen Attack Venus, während der im Quartett am stärksten eingeschätzte Dallas Venus von Michael "Pinky" Hönemann gefahren wird. Auch die Platzgelder sind ja durchaus lohnend. Zwei große Unbekannte sind die aus Schweden anreisenden HP Smek (Martin Redl) und Two Point Fifty (Conrad Lugauer). Doch Gerd Biendl und Tosca Victory dürften sie keine größeren Sorgen bereiten.

Ähnliches gilt auch für die Rettung der Krieau. Peter Truzla, der Vizepräsident des Wiener Trabrennvereins, ist überzeugt: "Wir stehen nicht unter Zeitdruck. Die Übersiedlung der Stallungen auf die Tribünenseite ist bis 2019 projektiert." Und durch die Zusammenarbeit mit dem französischen Wettanbieter PMU sowie durch die diversen Konzertveranstaltungen dürften auch die Rennfinanzen einigermaßen gesichert sein. (Nikolaus Dolenz, DER STANDARD, 31.5./1.6.2014)