Ich bin bei denen, die meinen, dass wir Lust und Freude bei der Vermittlung von Bildung, Wissen, Wissenschaft, Kultur - wie bei ihrem Erwerb - durch Module, Operatoren, Anforderungsprofile, Kompetenzraster, Prozent-Beurteilungsschlüssel nicht steigern werden - und dass Lust und Freude bei allem die entscheidenden Faktoren sein sollen. Ich bin bei denen, die meinen, dass man das Reglementierte durch Überreglementierung erschlagen kann und Gerechtigkeit etwas anderes ist als bundesweit über den Kamm gescherter Schwachsinn.
Ich bin zum Beispiel für Rechnen in Mathematikschularbeiten und für Schreiben in Deutschschularbeiten. Ich bin dafür, dass Schularbeiten-Angaben nicht wie Hausordnungen, Gebrauchsanleitungen und kreativitätserstickende Multiple-Choice-Tests aussehen - da vergeht einem die Freude an der Sache! Kreuzchen machen ist, wie man weiß, immer demütigend und ein Instrument der Mächtigen zur Erniedrigung der Machtlosen. Ich bin dagegen, dass ein Deutschprofessor vor lauter Vergleichbarkeit, Fairness und Standardisierung eines nahen Tages 30 völlig identische Deutschmaturaarbeiten absammelt.
Ich bin bei denen, die fragen: Warum standardisierte Aufgabenstellungen, wenn die Beurteilung im Ermessen der Lehrer liegt? Und was bedeutet "überwiegend erfüllt"? Erst wieder eine Phrase ...
Ich bin dagegen, dass man jungen Menschen als Vorbilder amtseidvergewaltigte Pflichterfüller und getriebene Befehlsempfänger vorsetzt, die abgeschmackte Absurditäten exekutieren - zum Schaden, zur Traumatisierung und Beekelung einer ganzen Generation. Schluss mit dem Unsinn!
Der Gebildete weiß, dass das "Bi" in "Bifie" nicht "Bildung", sondern "Bundesinstitut" bedeutet, also das Gegenteil. Ich bin der Meinung, dass man so wichtige Prozesse wie "Innovation" oder "Entwicklung" auf gar keinen Fall einem Institut überlassen soll! Ich bin bei denen, die den Sinn eines Bifie infrage stellen, weil es eine autoritäre, antidemokratische Machteinrichtung ist. Wozu haben wir seit tausend Jahren Universitäten? Akademien? Symposien?
Ich bin bei denen, die meinen, dass ein guter Lehrer durch keine Schulreform der Welt zu ersetzen ist und dass man einen guten Lehrer nicht aus einem Müllberg von Bürokratie lugend erkennt, sondern - neben Fachwissen, Fachliebe - an Talent, Persönlichkeit, Menschlichkeit. Jede Bildungsreform kann letztlich nur ein Ziel haben: Menschlichkeit. Menschlichkeit erreicht man aber nicht durch zentralisierte, standardisierte Unmenschlichkeit. (Egyd Gstättner, DER STANDARD, 31.5.2014)