Bei sogenannten MOOCs können Lernwillige weltweit und kostenlos via Internet Lehrveranstaltungen besuchen.

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Wien - Europäische Universitäten setzen zunehmen auf Online-Lernplattformen. Noch im Frühjahr 2013 hatten in einer Umfrage der European University Association (EUA) 40 Prozent der Unis angegeben, sie hätten noch nie von Massive Open Online Courses (MOOCs) gehört. Allein seit September 2013 hat sich deren Zahl jedoch auf über 600 verdoppelt.

Bei MOOCs können Lernwillige weltweit ohne finanzielle oder formelle Hürden speziell konzipierte Internet-Lehrveranstaltungen bei den Besten ihre Fachs besuchen. Die meisten MOOC-Anbieter gibt es derzeit noch immer in den USA. Am größten sind das vom Stanford-Professor Sebastian Thrun gegründete "Udacity", das ebenfalls in Stanford entwickelte "Coursera" sowie "edX", dass unter anderem die Harvard University, das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und die University of California in Berkeley nutzt. Letzteres will noch stärker wachsen, zuletzt wurde mit MOOC.org ein Kooperationsprojekt mit Google angekündigt.

Europas Unis ziehen bei MOOCs nun nach und gehen dabei eine Vielzahl an Kooperationen ein, wie eine aktuelle Studie der European University Association zeigt: Portugal hat etwa ein Projekt mit brasilianischen Partnern aufgesetzt, bei "Futurelearn" kooperieren 26 Partner von britischen und australischen Unis bis zur British Library. Teilweise werden auch Privatunternehmen ins Boot geholt, wie Telekommunikationsunternehmen in Frankreich (France Universite Numerique) und Spanien (Miriada X).

Günstige Alternative

Neben der Idee, MOOCs für internationales Marketing zu nutzen, gibt es laut der Studie vor allem in Krisenländern wie Spanien auch die Hoffnung, dass durch Online-Plattformen Hochschulbildung kostengünstiger wird und auch Menschen abseits der Unis Qualifikationen erhalten können, die vom Arbeitsmarkt nachgefragt werden.

Die EU-Kommission ortet neue Möglichkeiten, dringend benötigte IT-Spezialisten auf alternativem Weg auszubilden und sieht die MOOCs als Möglichkeit für Hochschulreformen und mehr Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, über das Programm Erasmus plus sollen zusätzliche Initiativen finanziert werden.

Nutzer haben bereits Abschluss

Gleichzeitig reagieren die Hochschulen teilweise mit Skepsis auf die aktuelle MOOC-Euphorie. Bildungsforscher kritisieren laut der Studie außerdem, dass MOOCs keine neue, wirklich flexible Art der Wissensvermittlung seien, sondern nur ein Modell reproduzieren, das bereits in der Krise ist. Untersuchungen zufolge werden MOOCs außerdem zu 70 Prozent von Personen genutzt, die bereits eine Uni absolviert haben und damit ohnehin bereits über höhere Bildung verfügen. Dazu kommt, dass der Anbieter die Kosten, solange die Kurse tatsächlich offen und damit kostenlos bleiben, alleine schultern muss.

Experimente mit kostenpflichtigen Angeboten

Mittlerweile hat in den USA allerdings - auch unter Druck ihrer Leitungsgremien - bereits die Suche nach neuen Geschäftsmodellen rund um die Internet-Lernplattformen begonnen. So werden teilweise für absolvierte Online-Lehrveranstaltungen gegen Geld auch Leistungszertifikate angeboten. Ein mit Spannung beobachtetes MOOC-Experiment läuft seit Herbst 2013 am Georgia Institute of Technology mit dem kostenpflichtigen, wenn auch im Vergleich zu regulären Studienprogrammen sehr günstigen Online-Master in Computerwissenschaften.

In Österreich bieten die Universität Graz und die Technische Universität Graz gemeinsam die Plattform "iMooX" an. Die ersten drei Kurse wurden laut Organisatoren inzwischen von 1.500 Teilnehmern online besucht, 80 haben ein Zertifikat bekommen. Für Herbst sind neue Kurse in Arbeit. (APA, 30.5.2014)