Der Fön, der in die Badewanne fällt, ist ein klassisches Schreckbild: Strom und Wasser sollte man tunlichst voneinander getrennt halten. In der Installation Electrickle des 1979 in Belgrad geborenen und in Amsterdam lebenden Künstlers Mirko Lazovic kommen sie sich dennoch nahe: Rinnsale laufen über leuchtende Glühbirnen; das Wasser scheint dabei direkt aus den Stromkabeln zu kommen. Es wird in einer Rinne aufgefangen und über Pumpen zurück nach oben befördert.

Lazovics Arbeit ist derzeit im Schauraum Angewandte im Museumsquartier zu sehen und gehört zu einer Ausstellung über Kabel im Freiraum des Quartier 21. Als Passant kann man sich entweder der Angst vor dem Kurzschluss hingeben oder versuchen, ein etwaiges System hinter der Installation zu durchschauen. Ändert sich nun durch fallende Tropfen die Leuchtstärke der Glühbirnen oder ist alles Zufall? Ob man dafür viel Zeit aufwenden möchte, ist allerdings fraglich: Der Ton kommt von den Tropfen und den Pumpen, bisweilen vermischt mit einem EKG-artigen Piepen. Wiewohl leise, entwickelt er sich durch Monotonie bald zu einer Art von "Wasserfolter". (rg, DER STANDARD, 30.5.2014)