Rom - Nicht nur bei der EU-Wahl, auch bei den italienischen Regional- und Kommunalwahlen setzte der linke Partito Democratico (PD) seinen Siegeszug fort. Die Partei von Premier Matteo Renzi eroberte die Regionen Piemont und Abruzzen und gewann auch viele Städte. Renzi-Intimus Dario Nardella ist neuer Bürgermeister in Florenz.

In der nach dem Verlust von drei Millionen Stimmen geschockten Fünf-Sterne-Bewegung begann inzwischen die Abrechnung zwischen Beppe Grillos Fundamentalisten und dem dialogbereiten Flügel. Der Exkomiker bestritt, dass das Wahlergebnis einer Niederlage gleichkomme: "Wir sind die zweitstärkste Partei und haben auf Anhieb 17 Abgeordnete ins EU-Parlament gebracht." Rücktrittsforderungen wies er zurück. Parmas Bürgermeister Federico Pizzarotti entgegnete, nach der Niederlage sei "in der Bewegung Selbstkritik unerlässlich".

Grillo traf sich mittlerweile in Brüssel mit dem britischen Ukip-Chef Nigel Farage, um über die Bildung einer gemeinsamen Fraktion zu sprechen; doch etliche seiner Parlamentarier sind dagegen, weil die britische Partei "zu xenophob" sei.

Null Stimmen im Altersheim

Silvio Berlusconi hat eine Neuauflage der Uraltkoalition mit der Lega Nord beschlossen, die bei der EU-Wahl fast die Hälfte ihrer Sitze eingebüßt hat und in Brüssel ein Bündnis mit Marine Le Pen anpeilt. Er werde Forza Italia weiterhin selbst führen, erklärte der Premier zu den bereits deutlichen Rücktrittsforderungen aus der Partei.

Übrigens hat die Partei des Expremiers in Cesano Boscone keine einzige Stimme erhalten: Der Wahlsprengel befand sich direkt im Rehabilitationszentrum Sacra Famiglia, wo Berlusconi den Sozialdienst ableistet.

Turbulenzen gibt es auch in Angelino Alfanos Mitte-rechts-Partei, die die Vierprozenthürde nur mit Mühe schaffte. De facto ausgelöscht wurde die von Expremier Mario Monti gegründete Partei Bürgerwahl. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, 30.5.2014)