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Anwar al-Sadat,

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und Hosni Mubarak ließen sich in Referenden bestätigen.

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Abdelfattah al-Sisi wird der sechste Präsident der ägyptischen Republik sein - oder man könnte auch der achte sagen, wenn man die beiden interimistischen von 1981 und 2013/14 mitrechnet.

In der Aufzählung der ägyptischen Präsidenten wird oft der erste vergessen: Das war nach der antimonarchistischen Revolution 1952 nämlich nicht gleich Nasser, sondern Mohammed Naguib. Er bekleidete den neu kreierten Posten von Juni 1953 bis November 1954, bevor er ihn, nicht ganz freiwillig, seinem Mitrevolutionär Abdel Gamal Nasser überließ. Der hatte sich soeben mit voller Wucht gegen die Muslimbrüder gewandt.

Nasser ließ sich 1956 erstmals in einem Referendum bestätigen: Der von seiner Partei vorgeschlagene "Kandidat" streifte die 100 Prozent, wenig später folgte die Nationalisierung des Suez-Kanals, was die Begeisterung noch vergrößerte. 1958 gab es gleich wieder einen Urnengang: Nasser hatte nämlich Ägypten mit Syrien zur (kurzlebigen) "Vereinigten Arabischen Republik" zusammengeschlossen, was er sich - und seinen Posten als Staatsoberhaupt derselben - in einem Plebiszit absegnen ließ. Es wurden damals übrigens Wahlbeteiligungen von stets weit über 90 Prozent ausgewiesen, na ja. 1965 war es nicht anders.

Nach dem Herztod des - nach dem Verlust des Sinai im Sechstagekrieg etwas entzauberten - Nasser 1970 stellte sich dessen Vizepräsident Anwar al-Sadat dem gleichen Wahlritual: Damals brachte er "nur" 85 Prozent der Wähler und 90 Prozent Zustimmung zustande.

Aber 1976 - drei Jahre nach dem Oktoberkrieg, der in Ägypten bis heute als gewonnen gilt - erreichte er ein quasi nasseristisches Ergebnis: 99,9 Prozent. Seine Beliebtheit nahm ab, als er den Frieden mit Israel suchte, was ihn 1981 das Leben kostete: Nach seiner Ermordung übernahm zuerst Parlamentspräsident Sufi Abu Taleb den Posten, bevor sich Hosni Mubarak, zuvor Vizepräsident, bestätigen ließ.

Ab da ging das Referendum über den vom Parlament gewählten Präsidenten durch das Volk regelmäßig im Sechsjahresrhythmus vonstatten - bei schwindendem Interesse. Hohe Wahlbeteiligungszahlen glaubte niemand, wirkliche Wahlfälschung hatte Mubarak aber auch nicht nötig.

2005, bei seinem fünften Antreten, fühlte sich Mubarak bemüßigt eine Volkswahl einzuführen, mit einer Reihe von potenziellen Gegenkandidaten, von denen Ayman Nur (Ghad-Partei) hervorstach. Sein Engagement bekam ihm nicht gut - er wurde wegen der angeblichen Fälschung von Unterstützungsunterschriften eingesperrt.

Als die Revolution 2011 - dem Jahr, in dem Präsidentschaftswahlen fällig gewesen wären - ausbrach, brauchte Mubarak einige Zeit, bis er den Ägyptern und Ägypterinnen versprach, nicht mehr anzutreten und auch nicht seinen Sohn Gamal kandidieren zu lassen.

Es folgten im Mai und Juni 2012 die ersten ernstzunehmenden Präsidentenwahlen, die Ägypten bisher hatte: mehrere starke Kandidaten - unter anderem Hamdin Sabbahi, der jetzige Herausforderer Sisis, der Dritter wurde - und eine Stichwahl, die der Muslimbruder Mohammed Morsi gegen den Mann der Armee, Ahmed Shafik, gewann.

Nachdem Morsi durch seine Amtsführung fast ganz Ägypten gegen sich aufgebracht hatte und am 3. Juli 2013 von Sisi gestürzt wurde, folgte Interimspräsident Nummer zwei, der noch immer im Amt ist: Verfassungsgerichtschef Adly Mansur. Er hat in seiner interimistischen Amtszeit nichts getan, was Sisi nicht passte.


(Gudrun Harrer, DER STANDARD, 30.5.2014)