Der Rotaugen-Zwerglippfisch nutzt die eigene Fluoreszenz, um sein Revier zu verteidigen und zu kommunizieren.

Foto: Nico Michiels/Universität Tübingen

Tübingen - Die Meere erscheinen blau, weil der Rotanteil des Sonnenlichts rasch vom Wasser absorbiert wird. Und so wirken Ozeane und die darin lebenden Meerestiere schon in geringer Tiefe eintönig blau gefärbt. Evolutionsökologen der Universität Tübingen erforschen Meeresfische, die natürliche Biofluoreszenz entwickelt haben, um leuchtend rote Körperfarben in den blauen Tiefen des Meeres zu erzeugen.

In einer aktuellen Veröffentlichung im Fachblatt  "Proceedings of the Royal Society B" liefern die Forscher nun erstmals den Beweis dafür, dass Meeresfische ihre eigene Fluoreszenz auch selbst wahrnehmen und zur Interaktion mit Artgenossen nutzen.

Signalwirkung

Die Ökologen nutzten dabei die Tatsache, dass die Männchen des Rotaugen-Zwerglippfisches (Cirrhilabrus solorensis) aggressiv auf ihr eigenes Spiegelbild reagieren. In einem Experiment wurde mit einem Spezialfilter vor dem Spiegel nur der Fluoreszenzanteil des eigenen Farbmusters gesperrt. Daraufhin reagierten die Männchen im Vergleich deutlich weniger auf ihr Spiegelbild.

Dies zeige, dass Rotaugen-Zwerglippfisch-Männchen ihre artspezifische Körperfärbung nicht nur selbst wahrnehmen, sondern auch als Signal für Revierverhalten und Auseinandersetzungen unter Männchen einsetzten, schließen die Forscher daraus. Besonders spannend sei, dass die Fluoreszenz tiefrotes Licht ausstrahle, und zwar in einem Spektralbereich, von dem man bisher nicht angenommen habe, dass Fische ihn sehen oder gar nutzen können. Die Forscher vermuten, dass Zwerglippfische ihre Fluoreszenz womöglich als "private Wellenlänge" für ihre Kommunikation nutzen. (red, derStandard.at, 7.6.2014)