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Beim "Zwei und Mehr-Talk" wurde Österreich eine "oberflächliche Toleranz" attestiert.

Foto: APA /BKA/HANS HOFER

Wien/Graz - Keine Kampagne der schwul-lesbischen Organisationen Österreichs hat vollbracht, was Conchita Wurst mit dem Song Contest-Sieg gelungen ist: Die Leute reden breit über Homosexualität und Transgender, Tom Neuwirths Kunstfigur ist in allen Medien. Und doch sieht Martina Weixler, Vorsitzende der steirischen "Rosalila PantherInnen", den Hype kritisch: "Es zeigt, dass Österreich noch nicht so weit ist."

Die Sprecherin Vereins mit Sitz in Graz erklärte Dienstagabend beim "Zwei und Mehr-Talk", dass gerade der Trubel um Conchita Wurst der Beweis dafür sei, dass die österreichische Bevölkerung doch nicht so tolerant ist wie im Augenblick öffentlich wahrgenommen. Wäre dem so, würde es nicht den Hype um die bärtige Sängerin geben, so die These von Weixler. "Über Nacht wird eine Gesellschaft nicht tolerant", sagte sie und unterschied zwischen Toleranz und Respekt: "Toleranz ist nicht viel mehr als Duldung", und das sollte für jeden Menschen selbstverständlich sein. An Respekt und richtiger Akzeptanz fehle es aber auch in Österreich noch.

Dennoch ein "riesiges Zeichen"

Dennoch setze Conchita Wurst als Kunstfigur ein "riesiges Zeichen". Bei der Diskussion unter dem Motto "Mein Kind liebt anders - Wenn sich Kinder outen" waren sich die PodiumssprecherInnen und das Publikum einig, dass die Song Contest-Gewinnerin bewusstseinsbildend wirke. Je mehr man darüber spreche, desto mehr würden alte Denkmuster aufbrechen. Noch heute gebe es Menschen, die glaubten, Homosexualität sei eine Krankheit oder strafbar.

Die Talk-Runde stellte eine "oberflächliche Toleranz" fest, wie Weixler meinte: "Es ist nicht echt." So bezweifelten Stimmen aus dem Publikum, dass viele aus Neuwirths Umgebung, die nun beteuerten, wie super sie Conchita fänden, ihm nach seinem Outing auch so offen und ohne Ressentiment entgegengetreten sind. (APA, 28.5.2014)