Der mexikanische Telekom-Tycoon Carlos Slim peilt mit seiner America Movil bei der Telekom Austria einen Anteil von 51 Prozent an. Das kristallisierte sich am Mittwoch, dem Tag der Telekom-Hauptversammlung, heraus. Slim habe sich verpflichtet, einen Streubesitz von mindestens 24 Prozent zu erhalten, sagte Telekom-Aufsichtsratschef und ÖIAG-Boss Rudolf Kemler. Die ÖIAG strebt 25 Prozent an.

"Wenn wir mehr als 50 Prozent der Aktien bekommen, so werden wir innerhalb von zwei Jahren so viele Aktien abgeben, um diesen Streubesitz sicher zu stellen", sagte America-Movil-Finanzchef Carlos Garcia Moreno zuvor im Nachrichtenmagazin "News".

"Neutrale" Position

Die ordentliche Hauptversammlung Telekom stand heuer ganz im Zeichen des Syndikatsvertrags, den ÖIAG und America Movil im April geschlossen haben. Kemler vor Ort und America-Movil-CEO Daniel Hajj per Videobotschaft warben bei den Anlegern für den Aktionärspakt. Der Telekom-Vorstand steht diesem "neutral" gegenüber.

Ex-Vorstände zahlen Schadenersatz

Die in die Telekom-Prozesse verwickelten ehemaligen Vorstände der Telekom Austria werden mehrere Millionen Euro an Schadenersatz zurückzahlen, kündigte Kemler heute den Aktionären weiters an. Es sei aber unrealistisch, die angemeldeten Ansprüche in der Höhe von insgesamt 36,5 Mio. Euro ersetzt zu bekommen. "Bis Ende Jänner 2014 konnten wir Schadenersatzzahlungen von 2,8 Mio. Euro lukrieren", so Kemler. Es sollen aber weitere Millionen an das Unternehmen zurückfließen. "Wir haben mit Kronzeuge Schieszler vor kurzem eine Einigung gefunden. Er wird in Raten 1,05 Mio. Euro erstatten", so Kemler heute. Auch mit dem ehemaligen Festnetzvorstand Rudolf Fischer sei man sich "in Grundzügen" einig. Er soll demnach weitere 2 Mio. Euro an Schadenersatz leisten. Fischer zahlte bisher 500.000 Euro zurück.

Kritik an Frequenzauktion

Telekom-Generaldirektor Hannes Ametsreiter wiederum berichtete den Aktionären über das Geschäftsjahr 2013 und führte unter anderem die 400 Mio. Euro schwere Übernahme der Diskontmarke "Yesss!" ins Feld. Als "bittere Nachricht" präsentierte er die teure Frequenzauktion vom Herbst 2013. Die Telekom musste dafür 1,03 Mrd. Euro in die Hand nehmen. "Das hat allen geschadet", kritisierte Technikchef Günther Ottendorfer. Finanzchef Hans Tschuden, dessen Tage im Telekom-Vorstand gezählt sind, sagte, dass man mit einem Sparprogramm von 118 Mio. Euro den Ergebnisrückgang gemildert habe. Tschudens Vertrag wurde im April vorzeitig aufgelöst und endet mit 31. Mai, also in drei Tagen.

Vorstand und Aufsichtsrat mussten auch herbe Kritik einstecken: Einerseits wegen der Kommunikation über den Syndikatsvertrag der beiden Großaktionäre ÖIAG und America Movil, andererseits aber auch wegen der Ablöse des Finanzvorstands und der verheimlichten Vertragskündigung von Hofer bei der Diskontschiene "Yesss!".

Kleinanleger unzufrieden

Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger sagte, dass die Aktionäre all die Jahre nur enttäuscht wurden und nicht profitiert hätten. Der Preis von 7,15 Euro pro Aktie, den Slim den Anlegern bietet, sei aber als fair zu bezeichnen, so der IVA-Chef. Von den österreichischen Kleinanlegern dürften aber nur wenige ihre Aktien an die Mexikaner abgeben. "Ich war bis heute noch unschlüssig, werde aber nicht verkaufen", so ein Kleinaktionär gegenüber der APA. Ein anderer meinte: "Ich glaube, dass der Aktienkurs mit dem Syndikatsvertrag steigen wird."

Ein anderer Aktionär sagte, er hätte sich gewünscht, dass Carlos Slim persönlich nach Wien kommt, um mit ihm diskutieren zu können. Ein weiterer Anleger verlangte, dass nur ein "symbolischer" Cent als Dividende ausgeschüttet wird statt der vorgeschlagenen 5 Cent. "Die Telekom braucht eigentlich jeden Euro", sprach er die hohen Schulden des Konzerns an. Die Arbeiterkammer (AK) kritisierte, dass die Arbeitnehmervertreter nicht im Syndikatsausschuss vertreten sein werden. Damit würden die Betriebsräte bei den Entscheidung von America Movil und der ÖIAG übergangen. (APA, 28.05.2014)