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Franziskus beendete am Montag seine Nahostreise.

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Auf der Basis der Gemeinsamkeiten der drei monotheistischen Religionen gebe es "eine Möglichkeit, die Bemühungen um eine friedliche Lösung der Konflikte in der Region fortzusetzen", sagte der Papst am Montag in Jerusalem nach einem Treffen mit dem israelischen Präsidenten Shimon Peres, den Franziskus als "Mann des Friedens" würdigte. Peres hatte zuvor gesagt, er sei bereit zu einem gemeinsamen Friedensgebet "entweder in unserem Haus oder in Ihrem" - eine Reaktion auf die Einladung zu einem Gebet im Vatikan, die der Papst tags zuvor in Bethlehem an Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ausgesprochen hatte.

Nachdem Franziskus in Bethlehem von den Palästinensern viele Klagen über Israel gehört hatte, ergriffen die Israelis die Gelegenheit, Gegendarstellungen anzubringen. Der Papst freute sich über das relativ friedliche Zusammenleben in Jerusalem: "Wie schön es ist, wenn die Pilger und Bürger frei zu den heiligen Stätten gelangen können!"

War Franziskus in Bethlehem ungeplant an der israelischen Trennmauer verweilt, so ließ er sich wie zum Ausgleich von Benjamin Netanjahu ebenfalls ungeplant zu einem Mahnmal für Terroropfer bringen, wo der Premier Israels Gründe für die Errichtung der Sperranlage darlegte.

Nach einem morgendlichen Treffen mit dem Großmufti von Jerusalem hatte der Papst am letzten Tag seines Besuchs im Heiligen Land eine lange Reihe von Terminen, die dem Dialog mit Israel und der Judenheit gewidmet waren. So traf er außer Peres und Netanjahu auch die beiden Oberrabbiner, er steckte nach jüdischer Sitte einen Zettel in die Klagemauer, und er legte auf dem Grab von Theodor Herzl einen Kranz nieder.

In der Gedenkstätte Yad Vashem traf Papst Franziskus sechs Holocaustüberlebende, und es wurde als besondere Geste registriert, dass er jedem von ihnen die Hand küsste. In seiner Ansprache, die Sünde und Unmenschlichkeit in einem universellen Sinn behandelte, vermissten manche israelische Beobachter aber eine spezifische Verneigung vor den jüdischen Opfern oder ein Wort zum Verhalten der Kirche in der Nazizeit. (Ben Segenreich aus Jerusalem, DER STANDARD, 27.5.2014)