Soraya Post von der feministischen Initiative Schwedens.

Foto: Oscar Wettersten

Die britische "The Sun" hat die schwedische Politikerin Soraya Post einen Tag nach der Europawahl ihren Lesern vorgestellt - auf einer Seite mit extremistischen Politikern wie Jean-Marie Le Pen.

Dabei ist, wie sich das schwedische Blatt "Dagens Nyheter" mokierte, Posts einziges "Verbrechen" jenes, Feministin zu sein. Die 1956 in Göteborg geborene Tochter eines deutschen Juden und einer Romni ist als Spitzenkandidatin der "Feministiskt initiativ" (feministische Initiative) soeben mit 5,3 Prozent in das Europäische Parlament eingezogen.

Damit hat die Partei, die neben Gleichstellung und Frauenquoten auch Antirassismus und mehr Schutz für ethnische Minderheiten auf dem Programm stehen hat, Geschichte geschrieben - wie sie auf ihrer Homepage auch stolz verkündet. Post zeigte sich aber schon vor der Wahl kaum überrascht von den guten Umfragewerten. Sie sieht den Erfolg als Beweis dafür, dass die Menschen ein Zeichen setzen wollten - ein Zeichen gegen die menschenverachtende Rhetorik von rechtspopulistischen Mitbewerbern wie den Schwedendemokraten (die bei der Wahl 9,7 Prozent erreichten).

Ein Zeichen ist nun allein schon die Tatsache, dass mit Post eine Romni einen Sitz im EU-Parlament einnimmt. Und es sind neben dem Feminismus auch besonders die Rechte der Roma, die ihr am Herzen liegen. Post hat am eigenen Leibe erlebt, was es heißt, "Mensch zweiter Klasse" zu sein: Ihre Mutter wurde zwangssterilisiert, um nicht noch mehr Kinder in die Welt zu setzen. Aufgewachsen sei sie, als wäre sie "niemand".

Das aber hat ihr die Stärke zur politischen Arbeit gegeben. Denn, so sagte sie unlängst zur schwedischen Boulevardzeitung "Aftonbladet": "Ich habe nichts zu verlieren. Ich habe absolut keine Angst davor, ein 'pain in the ass' des Establishments zu sein. Das bin ich ja immer schon gewesen." Der Unterschied sei, dass sie nun auf politischer Ebene störe. Und einiges bewegt: So war sie unter anderem maßgeblich an der Gründung der Agnesbergs folkhögskola in Göteborg beteiligt - der ersten Weiterbildungseinrichtung speziell für Roma.

Wie dieser Kampf für die Rechte der Roma denn mit Feminismus zusammenginge, wurde sie von "Aftonbladet" gefragt. Posts bezeichnende Antwort darauf: "Das geht sehr eng zusammen und hat mit einem Menschenbild zu tun, nach dem alle den gleichen Wert haben. Ich liebe die Menschen, und ich will, dass alle es gut haben. Das ist mein Beweggrund." (Andrea Heinz, DER STANDARD, 27.5.2014)