Maria Saal - Ärztin Corinna Schneider (solide: Agnes Hausmann) hat eine menschliche Zehe in der ansonsten klinisch reinen Wohnung übersehen, die ihr Vermieter (profund: Alexander Mitterer) während ihres Auszugs findet. "Der Tod wird überschätzt," stellt sie lapidar fest. Beide erörtern den "letalen Kreislauf" des Lebens. Corinna gibt vor, nach Peru reisen zu wollen, um Entwicklungshilfe zu leisten, kommt aber nur bis zur mütterlichen Wohnung, wo sie Zuflucht sucht (überzeugend: Seraphine Rastl als Mechthild).
Die drei verlieren sich in verbalen Sackgassen und bleiben beziehungslos, auf der Suche nach etwas, das immer gerade nicht da ist, wo sie selbst sind. Hat Corinna ihren Freund in der Badewanne umgebracht? Ist Joachim in Marcel verliebt? Ist er Corinnas Vater?
Bühnenbildnerin Christin Treunert schafft einen puristischen, statischen Agitationsraum mit beigen Wänden. Der Inszenierung Dominique Schnizers, einer Produktion des Stadttheaters Klagenfurt, fehlt Inspiration und Originalität. Die Schauspieler müssen den surrealen Text mit seiner verqueren Logik vielfach allein stemmen.
Nach langen 30 Minuten kommt Dunkel lockende Welt mit Erscheinen Mechthilds (in einem Meer aus Pflanzen) allmählich in Gang. Für den Fotosynthesevortrag in Poetry-Slam-Manier mit unzähligen wissenschaftlichen Erklärungen gibt es am Tonhof verdienten Applaus.
Sich neunzig Minuten lang gänzlich auf Händl Klaus' rätselhaften und abgründigen Text über den Tod, das Morden und das Sterben einzulassen fällt bei dieser wenig schrägen Umsetzung mitunter nicht ganz leicht. Applaus für die Schauspielleistungen. (Rieke Höller, DER STANDARD, 27.5.2014)