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Der alte Flughafen wird ein unbebautes Freizeitparadies bleiben.

Foto: AP Photo/dpa, Daniel Bockwoldt

Berlin – Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat schon wieder Ärger mit einem Flughafen – diesmal aber nicht mit dem Großflughafen Willy Brandt, bei dem die Brandschutzanlage immer noch nicht funktioniert und von dem keiner sagen kann, wann er endlich eröffnet. Diesmal bereitet ihm der 2008 geschlossene kleinste Flugplatz Berlin-Tempelhof Bauchschmerzen. Denn die Berliner haben am Wochenende mit eindeutiger Mehrheit per Volksentscheid klargestellt, dass das alte Flugfeld völlig unbebaut und somit eine riesige Freizeitfläche für alle Berliner bleiben soll.

Der von Wowereit geführte Senat hatte hingegen eine "Randbebauung" geplant. Auf dem Feld sollten 4.700 Wohnungen in maximal elfstöckigen Gebäuden  und eine große Zentral- und Landesbibliothek entstehen. Doch die Bürgerinitiative "100 Prozent Tempelhofer Feld", die seit Jahren für den kompletten Erhalt der Fläche kämpft, setzte sich durch, konnte also mehr Berliner auf ihre Seite ziehen, als für den Entscheid erforderlich.

Freizeitparadies am Flugplatz

Dabei ging gar kein Riss durch die einstmals geteilte Stadt. In allen zwölf Bezirken – egal ob Ost- oder Westteil der Stadt – sprach sich die Mehrheit für den Erhalt des 350 Hektar großen Areals aus.

Seit der kleine innerstädtische Flughafen Tempelhof im Jahr 2008 seine Lande- und Startbahn dichtmachte, haben die Berlinerinnen und Berliner die Regie übernommen und den alten Flugplatz in ein Freizeitparadies umgewandelt. Es wird gegrillt, gechillt, geradelt, geskatet, Windsurfer sind ebenso zu sehen wie Jogger und Spaziergänger.

Bisherige Pläne obsolet

Wowereit hat seine Schlappe eingeräumt: "Das ist in der Tat eine Niederlage und sie ist auch deutlich." Da die Bürger entschieden hätten, "dass alles so bleibt, wie es ist", werde es keine Bebauung geben, alle bisherigen Pläne seien obsolet. Persönliche Konsequenzen will er nicht ziehen, da es sich um eine "Sachentscheidung" handle.

Doch Berlins "Regierender" hat schwer an dieser Schlappe zu kauen. In der Berliner Innenstadt fehlt es an bezahlbaren kleineren Wohnungen für junge Familien. Neue Häuser am begehrten und zentral gelegenen Tempelhofer Feld hätten hier Abhilfe schaffen können. Doch die Berliner sprachen sich nicht nur für ein offenes Feld aus, viele waren auch misstrauisch, dass am ehemaligen Flughafen tatsächlich Wohnungen zu erschwinglichen Preisen entstehen sollten und nicht wieder Luxuswohnungen, wie sie in Berlin zur Zeit vermehrt errichtet werden. (Birgit Baumann, derStandard.at, 26.5.2014)