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Nicht alle Palmenarten sind winterhart.

Foto: AP Photo/THE CANADIAN PRESS - Jonathan Hayward

Der Gartler schnauft. Bald wird er auf Urlaub fahren. Aber ist er dann wieder daheim, wird er aus dem Traum vom Süden ein Beet mit all jenen Pflanzen realisieren, die er vor Ort ausgegraben oder um einen Nebbich beim lokalen Blumentandler gekauft hat: Tamarisken, Hexenfinger, Myrten, Strauch-Schneckenklee und Silberwermut.

Nicht, dass es diese nicht auch in hiesigen Fachgeschäften gäbe, aber aus dem Urlaub mitgebracht sind sie halt doch etwas Besonderes und: zumindest in GU (Gersthof Umgebung) einmalig.

Zudem könnte ein weiteres Mitbringsel alles Bisherige toppen: ein Klebsamer, als Bäumchen gezogen. "Ach", entfährt es dem seufzenden Gartler, wie sehr hat er sich doch danach gesehnt. Gibt es denn eine andere Pflanze, außer vielleicht die Gruppe der Zitruspflanzen, die einen solchen Duft des Südens in die Gärten nördlicherer Gefilde zaubern kann?

"Kaum", wissen die Gärtnerinnen, und kommen auch bezüglich der cremeweißen Blüten der Klebsamen, zentral in sattes Grün gebettet, ins Schwärmen. Aber nur weil sie an der Côte d'Azur den Winter unbeschadet als Straßenhecke überstehen, bedeutet dies nicht, dass sie dazu auch entlang des 48sten Breitengrades imstande wären. Daher empfehlen die Gärtnerinnen, den Klebsamen hier im Kübel zu pflegen und bei Frost in ein Stiegenhaus oder in eine Garage zu verfrachten.

Tolerant bei Trockenheit

Unter all den Klebsamen der Gattung Pittosporum ist jener mit dem Epitheton tobira der schönste und duftendste. Die Blätter sind ledrig - das lässt auf Trockenheitstoleranz schließen, und dunkelgrün - das deutet auf Halbschattenverträglichkeit hin. Die Früchte im Herbst sind leuchtend rot, und verschneiden kann man den Klebsamen auch nicht - er verträgt das. In Summe also eine perfekte Kübelpflanze, um sich im Süden zu wähnen.

Das finale Mitbringsel hat der Gartler selbst ausgegraben: Carpobrotus edulis, die Essbare Mittagsblume. Überall dort, wo die Gischt des Meeres bis an die Sockel der Gartenzäune reicht, kriechen meterlange, dickfleischige Bodendecker mit sagenhaft violetten Blüten die Mäuerln entlang. Rupf, zupf, schnell davongelaufen, und schon versenkt der Gartler die auch Hexenfinger genannte Pflanze in seinem Beet. Winterhart ist sie nicht, das unterstreicht ihre Einmaligkeit daheim.

Damit ist der Traum vom Süden im Beet komplett. Wahrscheinlich wird er nicht von langer Dauer sein. Es liegt in der Natur dieser Pflanzen, dass sie im Süden gut gedeihen und hier kümmern. Aber der Traum, der bleibt bestehen. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 30.5.2014)