Eibar/Wien - Wenn Lionel Messi und Cristiano Ronaldo demnächst ihren großen Auftritt in der baskischen Provinz haben, sind die besten Plätze bereits vergeben. Dann werden die Balkone der Hochhäuser Torres de Ipurua zu den Logen des Weltfußballs. Aus bis zu 70 Meter Höhe werden die Fans des SD Eibar die allerbesten Kicker bewundern können, nachdem ihr Lieblingsklub das Wunder vom Aufstieg in die erste spanische Liga perfekt gemacht hat.
Nur eine "Kleinigkeit" fehlt noch zum Glück im 27.000-Einwohner-Städtchen: 1,7 Millionen Euro. Denn die muss Eibar bis August auftreiben, um endgültig das Ticket für die Primera División zu lösen. Deren Vereine müssen ein Vermögen in Höhe von mindestens 2,1 Millionen Euro vorweisen können - Eibar hat 470.000 Euro.
Rettung vom Volk
Nun sollen die Fans eingreifen. Pro Spende werden mindestens 50 Euro fällig, auf diese Weise sind bereits mehr als 670.000 zusammengekommen. Eine Grafik des Vereinstrikots (Heimdressen blau-rot, Auswärtsdressen grünweiß) auf der Homepage skizziert den aktuellen Stand, mit jeder Spende füllt sich das Leibchen ein wenig. Gelingt dieses Vorhaben nicht, droht dem sportlichen Aufsteiger sogar der Sturz in die Drittklassigkeit. "Einer der Schlüssel unseres Modells ist die Tatsache, dass die Menschen sich dem Klub nahe fühlen. Immer schon war Eibar ein Verein mehr oder weniger aller, es gab nie einen Investor, einen Scheich oder einen Konzern, der die Kontrolle hatte", sagte Präsident Álex Aranzábal.
Der Verein aus dem Volk soll nun auch vom Volk gerettet werden: "Jetzt kannst auch du Verteidiger von Eibar sein. Arbeit, Demut, Einigkeit Stolz. Eibar verteidigt wie niemand sonst die Werte des Volkes, das es repräsentiert. Wenn auch du daran glaubst, dann hilf uns, sie zu erhalten", heißt es auf der Homepage.
Klein
Dass sich der vor 75 Jahren gegründete Klub überhaupt in dieser Lage befindet, ist eine sportliche Sensation. Das Estadio Municipal de Ipurua, dem die jetzt schon berühmten Hochhäuser gegenüberstehen, fasst nur 5250 Zuschauer. Die nächsten Flughäfen sind in Bilbao und San Sebastián, und damit jeweils eine Autostunde entfernt. Noch nie war ein kleineres Städtchen im spanischen Oberhaus vertreten.
Viele Spieler stammen aus der Region oder wurden von Vereinen im Umkreis ausgeliehen. Aber auch heutige Superstars wie Xabi Alonso (Real Madrid) und David Silva (Manchester City) schnürten ihre Schuhe schon für den Provinzklub. "Die Geschlossenheit ist der Schlüssel zum Erfolg", hatte Trainer Gaizka Garitano jüngst erklärt. Der Aufstieg gibt ihm recht. Noch fehlen rund 1,1 Millionen Euro, um sich mit Messi und Ronaldo vergleichen zu dürfen. Die Logenplätze sind bereits gebucht. (red/sid, DER STANDARD, 27.05.2014)