Frankfurt - Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert eine intensivere Zusammenarbeit der Zentralbanken der großen Industrie- und Schwellenländer in einer immer enger verflochtenen Welt.
"Wenn die Geldpolitik nur mit einer nationalen Brille praktiziert wird, könnten wir am Ende eine Welt bekommen, die von Ad-hoc-Aktionen gekennzeichnet ist und in der genau das Gegenteil von Finanzstabilität in andere Länder exportiert wird", sagte IWF-Chefin Christine Lagarde am Sonntag in Sintra bei Lissabon zum Auftakt einer dreitägigen hochkarätig besetzten Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB).
Klarer kommunizieren
"Dies wäre dann eine Welt mit potenziell großen Wohlstandsverlusten, in der es nicht nur Ansteckungseffekte von Industrie- auf Schwellenländer gibt, sondern auch Rückkopplungen von aufstrebenden Volkswirtschaften auf die Industrienationen", sagte die frühere französische Finanzministerin. "Ist das eine Welt, in der wir leben wollen? Ich hoffe nicht."
Um das Ziel einer besseren Koordination der Geldpolitik zu erreichen, ist für Lagarde unter anderem eine bessere und aktivere Kommunikationspolitik der wichtigen Zentralbanken in den Industrienationen nötig, also insbesondere der EZB und der US-Notenbank Federal Reserve: "Die Industrieländer können helfen, dass es zu geringeren Schwankungen an den Finanzmärkten kommt, indem sie den Kurs ihrer Geldpolitik klarer kommunizieren."
Ihre jüngst wiederholt erhobenen Forderungen nach einer weiteren geldpolitischen Lockerung durch die EZB in den 18 Euro-Ländern wiederholte Lagarde am Sonntagabend in Sintra nicht. Die EZB entscheidet das nächste Mal am 5. Juni über ihren weiteren geldpolitischen Kurs. Nach Informationen von Reuters bereitet das Team um EZB-Präsident Mario Draghi eine Zinssenkung und erstmals in der Geschichte der Währungsunion auch Strafzinsen für Banken vor. (APA, 26.5.2014)