Wien/London – Österreichs Goldreserven lagern bekanntlich nur zu 17 Prozent in Österreich. Der Rest liegt in Großbritannien und in der Schweiz. Wo genau wieviel lagern, weiß die heimische Nationalbank. Verraten wird nur, dass der größere Teil in London gebunkert wird. Insgesamt verfügt die OeNB als Teil ihrer Währungsreserven nach eigenen Angaben über 280 Tonnen "Gold und Goldforderungen".
Wie viel Gold nun wirklich in physischer Form vorhanden ist, und wie viel nur als Forderung (Papiergold, Anm.) an eine Gegenpartei, ist unbekannt, weil Währungsgold auch für sogenannte Leasinggeschäfte eingesetzt wird. Konkret heißt dass, dass physisches Gold an Banken verliehen wird, die es verkaufen dürfen. Die Banken zahlen dafür Zinsen. Die Notenbanken machen in ihren Bilanzen keinen Unterschied zwischen „Gold“ und „Goldforderungen“.
Jetzt soll ein bisschen Licht in die Sache kommen. Prüfer des Rechnungshofes (RH) reisen im Zuge ihrer Prüfung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) "in Kürze" nach London, um in der Bank of England Österreichs Goldreserven zu begutachten, berichtet das Wirtschaftsmagazin "trend" in seiner aktuellen Ausgabe. Zum ersten Mal werde damit überprüft, ob die österreichischen Goldreserven tatsächlich im angegebenen Umfang existieren.
Weniger Nahrung für Verschwörungstheorien
Ob das den kursierenden Verschwörungstheorien zum Thema Einhalt gebietet, bleibt abzuwarten. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny hofft Selbiges im Trend: "Ich verstehe das Ansinnen. Jeder Greißler muss einmal im Jahr Inventur machen. Nur so können die unsinnigen Gerüchte aus der Welt geschafft werden."
Das Notenbankgold ist übrigens nicht nur in Österreich ein großes Thema. Im Zuge der Eurokrise und der generellen Unsicherheiten im Finanzsystem regten sich auch in anderen Ländern immer mehr Stimmen, die die Rückholung des Landesgoldes forderten. Die Deutsche Bundesbank etwa gibt dem politischen Druck nach und wird künftig die Hälfte ihrer rund 3.400 Tonnen schweren deutschen Goldreserven auch tatsächlich in Deutschland lagern. Mit ihrer Initiative "Rettet unser Schweizer Gold" wollten Vertreter der Schweizerischen Volkspartei der eidgenössischen Notenbank grundsätzlich strengere Regeln bezüglich ihrer Goldreserven auferlegen. Die Nationalbank sollte ihre bestehenden Reserven nicht mehr verkaufen dürfen, mindestens 20 Prozent der Aktiva in Gold halten und das Gold in der Schweiz lagern müssen.
Verzicht auf höheren Erlös
Entstanden ist die Initiative nicht zuletzt aus Ärger über die Goldverkäufe durch die SNB ab dem Jahr 2000. Durch die Wertsteigerung des Goldes während der Finanz- und Währungskrisen der vergangenen Jahre hätte sich später ein deutlich höherer Erlös erzielen lassen, so die Initianten. Hierzulande hatte vor allem die FPÖ wiederholt gefordert, österreichisches Gold heimzuholen. Die Grande Nation hat diesen Schritt dagegen schon lange gemacht: Der ehemalige französische Präsident Charles de Gaulle ließ das Gold schon in den 1960er-Jahren aus New York abholen und nach Paris bringen. De Gaulle erschien es unerträglich, dass Frankreichs Gold "dem Zugriff einer fremden Macht preisgegeben sein könnte“. (rebu, derStandard.at, 26.5.2014)