Mitte Mai erhielt Jacob Appelbaum zusammen mit seinem Recherche-Team vom "Spiegel" den renommierten Henri-Nannen-Preis für die beste investigative Leistung. Der Preis rief bei dem Internetaktivisten und Vertrauten von Edward Snowden allerdings gemischte Gefühle hervor, wie er nun bei einem Theater-Festival in Mannheim erklärte. Aufgrund von Nannes Rolle im Nationalsozialismus wolle er die Preisskulptur - eine Büste des Namensgebers - einschmelzen lassen.
Preisgeld soll gespendet werden
Eigentlich habe er bereits für die Preisverleihung ein Statement vorbereitet. Auf der Bühne habe er jedoch das Gefühl gehabt, dass das Verlesen eine Beleidigung wäre und daher nichts gesagt. Er fühle sich dennoch durch die Auszeichnung geehrt und wolle das Preisgeld an zwei antifaschistische Gruppen spenden. Das Medienmagazin "Zapp" hat die Rede im Wortlaut veröffentlicht.
Vergangenheit bekannt
Henri Nannen war Kriegsberichterstatter für die Deutschen und Soldat der Luftwaffe. Thomas Osterkorn, Mitinitiator des Henri-Nannen-Preises und ehemaliger Chefredakteur des "Sterns", respektiere Appelbaums Entscheidung. Nannens Vergangenheit sei allerdings bekannt gewesen. "Er hat daraus auch keinen Hehl gemacht und später mehrfach bedauert, was er damals an Propagandazeug geschrieben hatte", so Osterkorn zu Zapp.
"Brutale Ego-Show"
An Appelbaums Vorhaben gibt es auch schärfere Kritik. Laut "Berliner Zeitung" bezeichnete ein "Spiegel"-Mitautor Appelbaums Ansage als "brutale Ego-Show". Für Stephanie Nannen, Enkelin des Namensgebers, sei es eine "eine heuchlerische Aktion, um sich wichtig zu machen." (red, derStandard.at, 26.5.2014)