Kiew - Bei der Präsidentenwahl in der Ukraine hat der Milliardär Petro (Pjotr) Poroschenko Auszählungsergebnissen zufolge in der ersten Runde gewonnen. Nach einem Auszählungsgrad von 65,41 Prozent hatten laut zentraler Wahlkommission 53,78 Prozent für ihn gestimmt.
Die Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko landete weit abgeschlagen bei 13,2 Prozent der Stimmen. Es gibt deshalb keine Stichwahl. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat die Präsidentenwahl als rechtmäßig eingestuft. Poroschenko sei legitimer Präsident, erklärte die OSZE am Montag.
Poroschenko kündigte bereits am Montag an, bis Mitte Juni mit Vertretern der russischen Führung zusammentreffen zu wollen, um die Stabilität in der Region wiederherzustellen. Übergangspremier Jazenjuk soll außerdem weiterhin an der Macht bleiben.
Moskau gesprächsbereit
Die russische Regierung hat Bereitschaft zu Gesprächen mit den Verantwortlichen in Kiew signalisiert. Zugleich warnt Moskau die Führung in Kiew jedoch davor, den Einsatz der Sicherheitskräfte gegen prorussische Separatisten in der Ostukraine fortzusetzen. Das wäre ein "kolossaler Fehler", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Montag in Moskau.
Poroschenko schloss jedoch erneut Verhandlungen mit den Separatisten im östlichen Donbass aus, bis sie ihre Waffen niederlegten. Er werde nicht mit Terroristen sprechen, sagte er. Die Offensive gegen prorussische Separatisten werde fortgesetzt.
Wahlen im Osten kaum möglich
Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 60 Prozent, wobei jene Teile der Ukraine, die in der Vergangenheit insbesondere Janukowitschs "Partei der Regionen" gewählt hatten, eine um 15 bis 20 Prozent niedrigere Wahlbeteiligung aufwiesen, als das Zentrum und der Westen der Ukraine. Im Osten des Landes verhinderten prorussische Separatisten vielerorts die Wahl. In der Bergarbeiterstadt Donezk mit ihren eine Million Einwohnern blieben alle Wahllokale geschlossen.
Auf der Schwarzmeerhalbinsel Krim war die "Hürde und Angst vor Repressalien enorm" für die Bewohner gewesen, wie die Leiterin des Beobachtungsteams des Europarates, Gudrun Mosler-Törnström, mitteilte. Nur 6.000 von 1,8 Millionen wahlberechtigten Krim-Bewohnern hatten eine Änderung der Meldeadresse im Vorfeld auf sich genommen.
Dennoch hoffen die prowestliche Führung in Kiew, die Europäische Union und die USA, dass durch die Wahl die schwierige Lage im Land stabilisiert wird. Russland hatte angekündigt, die Wahl zu respektieren. Von "Anerkennung" sprach Präsident Wladimir Putin aber nicht.
Klitschko gewinnt Bürgermeisterwahl
Ex-Boxprofi Vitali Klitschko hat laut Prognosen die Bürgermeisterwahl in Kiew gewonnen. Der Sportstar habe 57,4 Prozent der Stimmen erhalten, ergab eine Nachwahlbefragung im Auftrag des Staatsfernsehens.
Als Bürgermeister will Klitschko die Barrikaden auf dem zentralen Platz Maidan entfernen lassen. "Ich bin den Aktivisten des Maidans dankbar, doch jetzt rufe ich sie auf, die Barrikaden zu räumen", sagte der 42-Jährige dem Fernsehsender 1+1 am Sonntagabend. (APA, 26.5.2014)