Wien - Rechts das Kammerensemble, links der Chor, in der Mitte ein schachbrettartiges Podest, auf dem Verdis Macbeth aus der schottischen Historie in die Gegenwart geholt wird: Der südafrikanische Regisseur Brett Bailey versetzt das blutige Aufstieg-und-Fall-Geschehen in die Demokratische Republik Kongo, um auf brutale Ausbeutungsverhältnisse aufmerksam zu machen. Das rohstoffreiche Land ist zerrissen zwischen egoistischen lokalen Machtstrukturen, einander bekämpfenden Milizen und internationalen Konzernen, die sich die Verhältnisse nutzbar machen.

Für die Darstellung der düsteren Zusammenhänge eines real existierenden Bürgerkriegsalbtraums lässt Bailey Macbeth durch Mord zum Milizenboss aufsteigen, dessen Lady sich im Luxusleben wohlig einrichtet. Da sind kleine Szenen, in denen Lady Macbeth in einer Art Konzertsituation als eitle Sangesdiva in roten Schuhen zu glänzen sucht. Da sitzt das Pärchen gelangweilt vor dem Fernsehgerät oder gibt der dann schon seinem Ende entgegenzitternde Macbeth in Unterwäsche eine Pressekonferenz.

Etwas harmlos

In Summe wirkt das inszenatorisch dann aber doch etwas zu bieder; dem Sujet eher angemessen sind die Vorgänge auf der Videowand: Da wird mit realem Fotomaterial drastisch Leid vor Augen geführt, während die Szenen mit ihrer schablonenhaften Figurengestaltung zu plakativ und harmlos um brisante Themen kreisen.

Auch gesanglich bewegt man sich nur auf solidem Niveau: Trotz Momenten der Unsicherheit haben Owen Metsileng (als Macbeth) und Nobulumko Mngxekeza (als Lady Macbeth) respektable Intensitätsmomente. Otto Maidi (als Banquo) wirkt da im Vergleich etwas blasser, wie auch der Chor - in einer Macbeth-Version, die mit Kürzungen und neuen Arrangements bedacht wurde.

Der belgische Komponist Fabrizio Cassol hat allerdings mit seiner percussionfreudigen Bearbeitung für das No Borders Orchestra unter Premil Petrovic eine überraschend brauchbare Version ersonnen. Zudem vermag das Kammerensemble sowohl klanglich herbe Rufzeichen zu setzen wie auch im diskreten Detail profund zu wirken. Von der instrumentalen Seite her wurde diese Produktion mit Eindringlichkeit beschenkt. Ein paar Buhs, indes sehr viele Standing Ovations. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 26.5.2014)