Monaco - Der Deutsche Nico Rosberg durfte oder musste am Sonntag schon zum zweiten Mal mit der lieben Fürstenfamilie zu Abend essen. Siege haben eben ihren Preis. Der Wahlmonegasse hatte am Nachmittag einen Start-Ziel-Sieg hingelegt. In Monaco sind Überholmanöver zwar nicht verboten, aber praktisch unmöglich. Der 28-Jährige führt nun wieder in der WM mit 122 Zählern, Lewis Hamilton hat um vier weniger. Sebastian Vettel musste aus seinem Red Bull nach ein paar Runden frustriert aussteigen, die Technik ist ein Hund. Der 100. GP wird auf den vierfachen Weltmeister nicht gerade nachhaltig wirken.
Rosberg hatte am Samstag seine Pole Position dank eines strittigen Manövers erobert. Er verbremste sich angeblich unabsichtlich in der letzten Runde und Minute des Qualifyings, den Konkurrenten wurde die gelbe Flagge gezeigt, das Training vorzeitig beendet. Speziell Teamkollege Hamilton war extrem schnell unterwegs. Zwischen den Mercedes-Piloten herrscht seitdem Eiszeit. "Das ist ein ganz besonderer Tag für mich", sagte Rosberg dann am Sonntag. "Lewis hat gepusht, aber ich bin cool geblieben."
Dritter wurde Vettels australischer Teamkollege Daniel Ricciardo, auf Platz vier stellte Fernando Alonso seinen Ferrari ab.
Wie einst Senna und Prost?
Die Überlegenheit von Mercedes bleibt gespenstisch, die einzige Spannung resultiert daraus, ob und wann sich die beiden Piloten gegenseitig abschießen. Hamilton ist jedenfalls sichtlich angefressen. Vor dem Rennen hatte der Ex-Weltmeister mit einem grimmigen Lachen für weitere Spannung gesorgt, als er das Duell mit dem aggressiven Kampf der legendären Rivalen Ayrton Senna und Alain Prost verglich. "Ich weiß nicht, ob die beiden sich hingesetzt und darüber geredet hätten", sagte der 29-Jährige bei BBC Radio: "Ich denke, mir gefällt Sennas Herangehensweise ganz gut." Senna und Prost hatten sich ab Ende der 1980er-Jahre grenzwertige Zweikämpfe auf der Strecke geliefert - vor allem Senna fiel dabei durch aggressive Manöver auf.
Von der Teamleitung haben Hamilton und Rosberg die deutliche Aufforderung bekommen, einen Zusammenstoß zu vermeiden. "Wenn es hier in der ersten Kurve kracht, dann kracht es richtig. Und zwar vom Management zu den Fahrern", sagte Niki Lauda, der Aufsichtsratschef von Mercedes. Es krachte noch nicht. (red, DER STANDARD, 26.5.2014)