Citygate Tower und Leopoldtower sind bereits in Bau.

Visualisierung: immo 360 Grad

Citygate Tower und Leopoldtower sind bereits in Bau.

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Ein Wohnturm nach dem anderen wächst derzeit in Wien in die Höhe - oder: würde gerne wachsen. So manches Projekt ist nämlich der Planungsphase noch nicht entwachsen, wie die "Danube Flats" an der Reichsbrücke. Soravia und S+B wollen hier auf den Grundfesten eines ehemaligen Kinos einen 150 Meter hohen Turm umsetzen, der auch "leistbares Wohnen" bieten soll.

Die "Initiative Kaisermühlen" hat aber etwas dagegen. Derzeit streitet man um Kleinigkeiten: "Das Umwidmungsverfahren läuft noch nicht", schrieb die Initiative kürzlich in einer Presseaussendung. Die Projektbetreiber hatten zuvor in Medienberichten anderes behauptet. Das Vorverfahren laufe aber sehr wohl, heißt es dazu aus dem Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou gegenüber dem Standard. Grünen-Planungssprecher Christoph Chorherr ist einer der Vorantreiber des Vorhabens, denn die Stadt brauche mehr Wohnungen, heißt es stets.

DC Living schon im Bau

Mit wesentlich weniger Nebengeräuschen geht einen Steinwurf entfernt das Projekt "DC Living" über die Bühne. Die BAI errichtet zwischen den Bürotürmen auf der Donauplatte 300 freifinanzierte Eigentumswohnungen, der Rohbau ist schon fast fertig.

Anderswo hat man sich unterdessen entschieden, aus einem geplanten Büro- ebenfalls einen Wohnturm zu machen. Die Rede ist vom Marina Tower, den die IES Immobilien-Projektentwicklung auf einer Überplattung des Handelskais im zweiten Bezirk realisieren will. Er soll nun rund 600 Wohnungen beinhalten, wie es seitens der Errichter heißt.

Zwei Türme im "Citygate"

Und im Norden der Stadt, bei der U1-Station Aderklaaer Straße, entstehen gleich zwei Wohnhochhäuser. Das dort neu entstehende Stadtviertel nennt sich "Citygate", oberster Bauherr ist Georg Stumpf, der vor 15 Jahren den Millennium Tower baute.

Der 100 Meter hohe Citygate Tower war ursprünglich als Büroturm geplant, nun sollen dort aber insgesamt 282 Wohnungen entstehen; bis zum 26. Stock sind es geförderte Mietwohnungen, vom 27. bis zum 35. Stock entsteht 74-mal freifinanziertes Eigentum.

Hohe Eigenmittel sind ein Problem

An der Bauherrengemeinschaft Citygate Living GmbH sind elf gemeinnützige und gewerbliche Bauträger beteiligt, vermarktet werden die Wohnungen von der Bauhilfe. Etwa die Hälfte der geförderten Wohnungen ist vergeben, berichtet Vertriebsleiterin Mara Brandstetter. Wöchentlich gebe es 50 bis 100 Vormerkungen. Die relativ hohen Eigenmittel von etwa 500 Euro je Quadratmeter machen den meisten Interessenten aber zu schaffen: Geschätzte drei Viertel von ihnen müssen diese mit einem Kredit finanzieren.

Den angrenzenden 80 Meter hohen Leopoldtower baut der Investment-Club 6B47 gemeinsam mit dem Siedlungswerk (ÖSW). 6B47-Chef Peter Ulm errichtet auf den Etagen 18 bis 27 freifinanziertes Eigentum zu Preisen um die 5000 Euro je m². Dabei gilt: je höher, desto teurer.

Von Quadratmeterpreisen will Ulm allerdings gar nicht sprechen, "wir schauen uns eher den Gesamtpreis der Wohnungen an. Da gibt es eine Schallmauer bei 200.000 Euro, die nächste zwischen 450.000 und 500.000. Innerhalb dieser Werte muss ich das bestmögliche Nutzungskonzept zusammenbringen". Denn heutige Käufer würden nicht so sehr darauf schauen, ob eine Wohnung 43 oder 47 m² habe, "solange alles da ist, was man braucht". Ulm hält es nämlich für ein wichtiges Entscheidungskriterium, ob man eine Wohnung mit Systemküchen und -schränken möblieren kann oder nicht. Schon bei der Planung habe man deshalb mit Innenausstattern zusammengearbeitet.

"Unten die U-Bahn, oben die Türme"

Und auch juristisch betrachtet sei der Leopoldtower sehr komplex gewesen: "Unten die U-Bahn, darüber ein Einkaufszentrum, oben die Türme. Das Grundbuchsgericht war schon eine ganze Weile damit beschäftigt, die ganzen Wohnungseigentumsrechte zu schaffen."

Ob letztlich Selbstnutzer oder Anleger die Wohnungen kaufen, ist für ihn sekundär. "Wir bieten ja auch keinen Full Service mit Verwaltung an, wir sind ein klassischer Developer, der verkauft." (Martin Putschögl, DER STANDARD, 24.5.2014)