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Italiens Bankenwelt wird derzeit erschüttert.

Foto: AP/Bruno

Mailand - Die vergangenen Tage werden als "schwarze" Woche in die Chronik der italienischen Bank- und Versicherungsannalen eingehen. Gleich mehrere Skandale erschüttern die Finanzwelt. Giovanni Berneschi, der langjährige Präsident der sechstgrößten Bank Italiens, Carige (Sparkasse von Genua), wurde verhaftet. Er steht unter Verdacht des Betrugs und der Geldwäsche.

Berneschi soll die Bank um 21 Mio. Euro betrogen und das Geld ins Ausland transferiert haben. Weitere sechs seiner "Helfer" wurden unter Hausarrest gestellt. Der 76-jährige Berneschi zählt als Vizepräsident des Verbandes der Sparkassenstiftungen ACRI und des Bankenverbandes ABI zu den mächtigsten Bankern Italiens.

Im Visier der Staatsanwaltschaft steht auch Italiens fünftgrößte Bank, UBI Banca. Die Finanzpolizei hat in den letzten Tagen die Büros mehrerer Manager von UBI-Leasing und UBI-Factoring durchsucht und Dokumentationen beschlagnahmt. Es besteht der Verdacht, dass einige Bankkunden durch "überaus günstige Kredite" privilegiert wurden.

Ermittelt wird auch gegen den "Papst" des italienischen Bankwesens, Intesa-Sanpaolo-Präsident Giovanni Bazoli, in seiner Funktion als UBI-Aufsichtsratsmitglied.

Versicherungssektor im Visier

Aber nicht nur in der Bankenwelt brodelt es. Auch der Versicherungssektor steht im Visier der Staatsanwaltschaft. Carlo Cimbri, der CEO des zweitgrößten italienischen Versicherungskonzerns, UnipolSai, steht mit drei seiner Mitarbeiter im Verdacht der Kursmanipulation. Bei der zu Jahresende erfolgten Fusion der beiden Versicherer Unipol aus Bologna und Fondiaria Sai aus Turin sei das Vermögen von Unipol überbewertet worden. Wenig transparente Derivate-Deals und aufgeblähte Immobilienpreise hätten das Tauschverhältnis verzerrt.

Der Mailänder Staatsanwalt Luigi Orsi hat Dokumente in der Unipol-Zentrale in Bologna beschlagnahmen lassen. Die UnipolSai-Kurse gaben seit Wochenbeginn bis zu zehn Prozent nach. Gegen Fonsai wurde bereits wegen Bilanzfälschung ermittelt.

Bei Italiens größtem Versicherer, Generali, soll in den nächsten Wochen der "Schadenersatz-Prozess" gegen den einstigen Chef Giovanni Perissinotto und Exfinanzboss Raffaele Agrusti wegen spekulativer Investitionen und privilegierter Behandlung von Generali-Großaktionären starten. Nicht nur Bankmanager, auch die Aufsicht im Versicherungs- und Bankwesen und der Börse stehen im Kreuzfeuer der Kritik. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, 24.5.2014)