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Proteste gegen den Putsch in Bangkok.

Foto: Reuters/Damir Sagolj

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Hat sich an die Regierungsspitze gesetzt: Armeechef Prayuth Chan-ocha.

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Bangkok - Einen Tag nach dem Putsch in Thailand hat die Armeeführung die ehemalige Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra festgenommen. Neben Yingluck befänden sich auch ihre Schwester und ihr Schwager in Gewahrsam, sagte ein ranghoher Militärvertreter am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Die beiden Verwandten hatten wichtige Posten in der politischen Führung unter Yingluck.

Alle drei würden in spätestens einer Woche wieder auf freien Fuß kommen, sagte der Militärvertreter weiter. In der Zwischenzeit müssten aber einige Dinge organisiert werden.

Ausreiseverbote

Yingluck Shinawatra war zuvor in einem Armeestützpunkt in Bangkok eingetroffen. Sie leiste einer Anordnung der Militärmachthaber Folge, teilte einer ihrer Mitarbeiter mit.

Wie die Putschisten im Fernsehen bekanntgaben, wurden Ausreiseverbote gegen 155 Personen verhängt, darunter Politiker und Aktivisten. Die betroffenen Personen dürften das Land vorerst nicht ohne Erlaubnis verlassen, sagte ein Armeesprecher Freitagfrüh. Ziel der Maßnahme sei es, Frieden und Ordnung aufrechtzuerhalten.

100 führende Persönlichkeiten zu Rapport zitiert

Neben Yingluck stellte sich laut Medienberichten auch der letzte amtierende Regierungschef Niwatthamrong Boonsongpaisan der Armee. Insgesamt waren 100 führende Persönlichkeiten zum Rapport bestellt worden. Es war unklar, ob alle  festgenommen werden sollten.

Die Armee hatte sich am Donnerstag an die Macht geputscht, nachdem ein letzter Versuch der Konfliktlösung am Verhandlungstisch gescheitert war. Armeechef Prayuth Chan-ocha begründete den Schritt damit, nach der monatelangen politischen Krise die Stabilität wiederherzustellen. Er übernahm die Leitung eines "Nationalen Friedenskomitees", die Verfassung wurde außer Kraft gesetzt.

Nächtliche Ausgangssperren

In den Straßen von Bangkok war die Lage am Freitag nach Ablauf eines nächtlichen Ausgehverbots ruhig. Die Menschen gingen zur Arbeit, kleine Verkaufsstände an den Straßen öffneten wie üblich. Weil die Schulen geschlossen blieben, waren jedoch weniger Menschen unterwegs als sonst. Auf den Straßen waren keine Panzer und nur wenige Soldaten vor wichtigen Gebäuden zu sehen.

In Thailand schwelt seit sieben Monaten eine politische Krise, die mit Kritik am Führungsstil von Ministerpräsidentin Yingluck begann. Sie ist die Schwester des 2006 von der Armee gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra und war kürzlich wegen Amtsmissbrauchs von der Justiz abgesetzt worden. Zuvor gab es eine Parlamentsauflösung, vorgezogene Neuwahlen, die später von der Justiz annulliert wurden, sowie 28 Tote und hunderte Verletzte bei Protesten.

Die gestürzte Regierung hatte bis zuletzt auf Wahlen bestanden und sich geweigert zurückzutreten. Die Opposition, die seit November Massenproteste organisierte und die Regierungsarbeit massiv störte, verlangte eine ungewählte Regierung. Sie sollte nach ihrem Willen den Einfluss der Regierungspartei und ihrer grauen Eminenz, des im Exil lebenden Thaksin, eindämmen. (APA, 23.5.2014)