Hans Scheirls Bild „Family“ (2014) ist aktuell in der Schau „h_ dandy body_parts“ zu sehen.

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"Die Einsicht, dass es sich bei Identitäten um Konstruktionen handelt, ist eine Aufforderung mitzugestalten", sagt Künstler Hans Scheirl. Und dem Auftrag kommt er in seinem Kunst und Leben "amalgamierendem" (A. Spiegl) Werk auch stetig nach. Identität – insbesondere geschlechtliche – wird bei ihm, einer These Donna Haraways folgend, zum Cyborg. Eine Rolle – oder vielmehr eine Haltung –, die er in seinem Film Dandy Dust (1998) lustvoll performte.

Dandy Dust durchlebt in der Splatter-Sciencefiction mehrere Metamorphosen; die Wandlungen von Körper und Seele sind jedoch von Wucherungen und Verletzungen begleitet.

Das Hybride ist auch vorherrschendes Moment in Scheirls Ausstellung im Atelierhaus der Akademie der bildenen Künste Wien – nicht nur weil etwa abstrahierte Darstellungen von Hoden sowie von Gebärmutter samt Eierstöcken zu einem neuen Dazwischen finden. Jenseits der Queer- und Transgender-Motivik und der alchemistischen Aufwertung von allerlei Ausscheidungen ist auch die Präsentation in Schwebe gehalten: Wie auf einer Bühne sind die Bilder lapidar auf staffeleiartigen Konstruktionen platziert, als könnten sie jederzeit neue Standpunkte einnehmen. Auch die Objekte aus Rohren und Stützen fügen sich ins Flexibilität groß schreibende System. (kafe, DER STANDARD, 23.5.2014)