Kornkreis als Geoglyph, der Gemeinschaft und das Unbekannte symbolisiert.

Foto: Jack Hauser

Wien - Wenn die Performancekünstlerin Barbara Kraus einen "shared space" öffnet, wie heute, Freitag, und am Samstag im Tanzquartier Wien, dann hat sie nun auch wirklich etwas mitzuteilen. Diesmal geht es um die "Vergänglichkeit und Flüchtigkeit des Lebens".

Die 48-Jährige arbeitet als freie Performerin mit Wurzeln im zeitgenössischen Tanz nun seit genau zwanzig Jahren in Wien. Sie hat so ziemlich alle Phasen vor ihr Publikum gebracht, durch die sie als sensible und kritische Kunstschaffende gehen musste: Da ging es um die Aufarbeitung ihrer Biografie, ihren Konflikt mit der Gesellschaft, auch um den Feminismus als künstlerische Haltung und ihre politische Rolle als Figur, die einer Öffentlichkeit etwas vorführt.

Lange vor Wurst

Lange bevor Conchita Wurst dem Transgender-Thema für die Gegenwartskunst nun ein Ende gemacht hat, indem sie es im großen Unterhaltungsspektakel etablierte, war Barbara Kraus als männliche Kunstfigur Johnny mit Bart aufgetreten. Christian Felbers Gemeinwohlökonomie wirkt, als hätte er sie bei Kraus studiert, die schon vor etlichen Jahren als "Langstrumpfs stärkere Schwester" unter anderem ja auch eine alternative "Pippi-Bank" gründen wollte.

Kritik an den bestehenden Verhältnissen allein, wie bei dem wilden Event "Fuck all the shit" (beim Festival Impulstanz 2006), war ihr da nicht mehr genug. Barbara Kraus wollte vielmehr Vorschläge zur Verbesserung des Lebens machen.

"Visionen für eine nachhaltige Welt" begleiteten Kraus 2012 auch auf ihrer Wanderung von Wien nach Nizza unter dem Titel "dream and walk about". Geschont hat sich diese Künstlerin dabei nie. Ebenso wenig hat sie sich - natürlich auch nicht durch den eigenen Idealismus - korrumpieren lassen. Jedenfalls: Jetzt tritt Barbara Kraus mit dem Gitarristen und Komponisten Florian Kmet sowie Schnecken, Schlingensief, Bäumen und Louise Bourgeois auf und sucht im Unbekannten eine neue Gemeinschaft. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 23.5.2014)